Netz-Depeschen:Daumen hoch

Das Netz ist krank und der Erreger heißt Facebook. Zumindest hat sich der "Gefällt mir"-Knopf wie ein Virus im Internet verbreitet.

Michael Moorstedt

Das Netz ist krank und der Erreger heißt Facebook. Zumindest hat sich der "Gefällt mir"-Knopf wie ein Virus im Internet verbreitet, seit das soziale Netzwerk im vergangenen April seine Social Plugins veröffentlichte. Nach einer knappen Woche waren es 50.000 Webseiten, die den hochgehaltenen Daumen in die eigene Webpräsenz eingebunden hatten.

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Seit Facebook im vergangenen April seine Social Plugins veröffentlichte fürchten einige, dass das Netz zu einem Appendix des Zuckerberg-Netzwerks verkommen könnte.

(Foto: dpa)

Einige fürchteten zwar, dass das gesamte Netz so zu einem Appendix des Zuckerberg-Netzwerks verkommen könnte. Auf das Multiplikations-Potential wollten aber doch nur wenige verzichten. Ein knappes Jahr später sind es Facebook-eigenen Angaben zufolge bereits mehr als 2,5 Millionen. Jeden Tag kämen 10000 dazu. Wer sich unter die Facebook-Fittiche begibt, verliert zwar einen Teil seiner Autonomie, aber - so die Annahme - steigert auch den eigenen Traffic.

Ob und wie das tatsächlich geschieht, versuchte die Statistik-Abteilung des Internetkonzerns Yahoo in ihrer sogenannten Like-Log-Studie nachzuweisen. Dazu wurden im Verlauf von drei Monaten mehr als 100000 Artikel der 45 größten Nachrichtenportale auf ihre Facebook-Präsenz untersucht. Wie breiten sich Neuigkeiten in den Kanälen des Netzwerks aus? An welchen Themen besteht Interesse? Und: Wie gestaltet sich der Lebenszyklus einer Geschichte im Netz?

Die Yahoo-Datenverarbeiter zeichnen ein düsteres Bild, was die Aufmerksamkeitsspanne der Facebook-Gemeinde anbelangt. 24 Stunden nach ihrem erstmaligen Erscheinen sei das Gros der Artikel im digitalen Orkus verschwunden. Weniger als ein Fünftel aller Empfehlungen würden nach dem ersten Tag zu Stande kommen. Internetskeptiker dürften sich in ihren Thesen von der schleichenden Verdummung durch das Netz bestätigt sehen.

Auch was die Relevanz der weiterverbreiteten Artikel anbelangt, sind die Ergebnisse ernüchternd. Unter den Top-40-Artikeln und Geschichten, die am meisten "Likes" eingeheimst hatten, fanden sich nur vier, die Politik zum Inhalt hatten. Der Rest? Lifestyle und leicht Verdauliches.

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