Süddeutsche Zeitung

Netz-Depeschen:Darüber lacht das Web

Künstler können mit YouTube kein Geld verdienen? Der US-Komiker Louis C.K. dreht diesem Grundsatz eine lange Nase - mit einem Filmchen, über den sich derzeit das Web amüsiert.

Niklas Hofmann

Louis C.K. ist zur Zeit der Lieblingskomiker des Internets. Zwar kann der 44-Jährige Amerikaner, bürgerlich Louis Szekely, auf eine jahrzehntelange Karriere als Stand-Up-Künstler und Fernsehautor zurückblicken. Aber wie kaum sonst einem Kollegen ist es dem für seinen schwarzen und deftigen Humor bekannten C.K. gelungen, seine Karriere über das Netz voranzutreiben.

Schon seit 2006 betreibt er seinen eigenen YouTube-Kanal, in dem seine Videos bislang 17 Millionen Mal aufgerufen wurden. Nicht zuletzt die Popularität seiner Clips im Netz dürfte ihm den Vertrag für seine aktuelle Fernsehshow "Louie" eingebracht haben, die, von ihm selbst inszeniert und geschnitten, gleichfalls im unpolierten Webvideo-Look daherkommt.

Endgültig zum Helden des Netzes geworden ist Louis C.K., als er am Samstag vor einer Woche auf seiner Website louisck.net den gut einstündigen Mitschnitt einer eigens für diesen Zweck aufgezeichneten Bühnenshow zum Download anbot. Für den Schnäppchenpreis von fünf Dollar kann seither jeder "Louis C.K. live at the Beacon Theater" erwerben. Auf jede Art von digitalem Rechtemanagement wird explizit verzichtet:

"Du kannst die Datei herunterladen, so oft abspielen wie du willst, sie auf eine DVD brennen, was auch immer", verspricht C.K. Bezahlt wird über den Dienst Paypal, die Mittelsmänner der Unterhaltungsindustrie dagegen blieben außen vor, was der Komiker auch besonders betonte als er die Nutzer vorab bat, ihn nicht allzu heftigen Piraterie-Attacken auszusetzen, er sei schließlich "keine Firma oder Konzern, nur irgendein Kerl".

Bemerkenswert ist der Erfolg, den er damit hatte. Innerhalb von zwölf Stunden verkaufte sich die Show 50 000 Mal, in den ersten vier Tagen dann mehr als 100 000 Mal. Von diesen mehr als 500 000 Dollar Einnahmen kamen bei C.K. nach Abzug der Kosten für Produktion, Bau der Website, das Hosting und die Gebühren für Paypal, so sagt er, immerhin noch mehr als 200 000 Dollar Gewinn an. Und das obwohl das Video auf den einschlägigen Piraterie-Plattformen in Umlauf gebracht wurde.

Louis C.K. ist nicht der erste Künstler, der mit einem direkten Vertriebskanal experimentiert. Natürlich garantierte seine Popularität die Nachfrage, die erst den niedrigen Downloadpreis ermöglichte. Andererseits aber würden Künstler mit einem kleineren Publikum vermutlich auch mit einer schlankeren und kostengünstigeren technischen Infrastruktur zurechtkommen.

Der Technologie-Blogger Mathew Ingram von Gigaom.com rät, Lehren zu ziehen. Menschlich müsse der Umgang mit den Fans und Kunden sein, leicht müsse man ihnen den Kauf machen, und billig müssten die Angebote sein: "Louis C.K.s Experiment zeigt, dass dieser Ansatz den gleichen umwälzenden Effekt auf Fernsehen und Filme haben könnte, den er auf Musik hatte."

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Quelle:
SZ vom 19.12.2011/mmai
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