Netz-Depeschen (84):Rappen, schneiden, legen

Wohin führt die Suche nach dem "wahren Hip-Hop"? In den Friseursalon natürlich, und ins Netz. In "Bongo Barbershop" geben sich Afrikas Hiphop-Legenden die Ehre.

K. Raab

Er suche den "wahren Hip-Hop", sagt Balozi Dola, ein ostafrikanischer Rapper, als er den Friseurladen in der Bronx betritt. Und, na so was: Da ist er natürlich genau richtig. Zufällig rasiert ihm schließlich gerade EZ Mike die Platte, der alte DJ-Partner der Hip-Hop-Legende Grandmaster Flash, und auf dem Nebenstuhl sitzt Grandmaster Caz, noch so ein Pionier des "wahren Hip-Hop". "Bongo Barbershop" heißt der achtminütige Kurzfilm von Regisseur Charlie Ahearn, der mit "Wild Style" Anfang der achtziger Jahre einen der bekanntesten Hip-Hop-Filme gedreht hat. Acht Minuten Hip-Hop-Romantik, zu sehen seit diesem Monat auf africanhiphop.com: Ein Rapper aus Afrika - vom "Motherland" ist wieder einmal die Rede - kommt in die große weite Welt der Bronx, und ein Großmeister der Hip-Hop-Bilder filmt ihn dabei.

Netz-Depeschen (84): Rapper Balozi Dola und EZ Mike im Hip-Hop-Barbershop.

Rapper Balozi Dola und EZ Mike im Hip-Hop-Barbershop.

(Foto: Foto: screenshot africanhiphop.com)

Aber selbst wenn das Video erst seit kurzem im Internet verfügbar ist - es hat natürlich auch etwas von Opas Erzählungen vom Krieg. Kein Zufall ist es deshalb vielleicht auch, dass - über den Forscher Krister Malm - inzwischen nicht wenige bedeutende Dokumente der Hip-Hop-Geschichte auf die Seiten des schwedischen Volksliedarchivs www.visarkiv.se gelangt sind. Vom frühen Rap-Hit "Rapper's Delight", von dem Grandmaster Caz nach wie vor behauptet, man habe ihn bei ihm geklaut, bis zu vereinzelten digitalisierten Kassettenaufnahmen aus Ostafrika, auch von Balozi Dolas alter Gruppe De-Plow-Matz aus den neunziger Jahren.

Aktuelle Höhe- und Schwachpunkte afrikanischen Hip-Hops sind auf den überladenen Seiten wie www.eastafricantube.com zu hören. Eine umfassende Dokumentation der Anfänge von Afrikas Hip-Hop-Spielarten allerdings ist wohl nur noch bei lokalen Kassettensammlern zu finden, etwa die tansanische Adaption des 1990 veröffentlichten Vanilla-Ice-Hits "Ice Ice Baby", die als Geburtsstunde des swahilisprachigen Rap gilt: Der Interpret, Saleh J., warnt darin vor dem HI-Virus. Bis heute gehört die Funktionalisierung von Hip-Hop zur Aidsprävention zum guten Ton in vielen afrikanischen Ländern.

Übrigens: Nach der auf seinem Weg nach Kamerun geäußerten Einschätzung des Papstes, Kondome seien nicht die Lösung des Aids-Problems, sie machten es eher noch größer, blieb die kamerunische Blogosphäre eher ruhig. Es könnte daran liegen, dass Afrigator.com, ein Sammeldienst für Blogs aus Afrika, für Kamerun keine 50 Blogs zählt. Eine kleine Kontroverse, auf globalvoicesonline.org zusammengefasst, gab es anlässlich des Papstbesuchs allerdings doch: Sie kreiste um die Frage, ob man wegen seines Aufenthalts die Straßen wirklich mit schweren Räumfahrzeugen säubern musste. Buden und Häuschen wurden samt Inhalt abgerissen und mit ihnen die Lebensgrundlage zahlreicher Händler in Yaounde.

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