Netflix:Speed-Streaming

Netflix testet derzeit eine Funktion, die es Nutzern erlaubt, Sendungen langsamer oder schneller anzusehen. Dagegen formiert sich in Hollywood Protest. Regisseur Brad Bird findet es eine "weitere spektakulär schlechte Idee".

Von Nora Voit

Der Streamingdienst Netflix testet derzeit eine Funktion, mit der Kunden Filme und Serien langsamer oder schneller anschauen können, genauer gesagt in 0,5 bis 1,5-fachem Tempo. Einige Android-User können die Funktion in einer Testversion ausprobieren. Das von Martin Scorsese für Netflix gedrehte Mafia-Epos "The Irishman" zum Beispiel, das im November startet, könnte man so statt in der 210-minütigen Normalfassung in unter drei Stunden bewältigen.

Neu ist das nicht. Komprimierten Seh- und Hörgenuss bieten Youtube und Podcastdienste seit Jahren an, vielen Nutzern gefällt das. Aber es regt sich Widerstand unter Filmemachern. Regisseur Peter Ramsey ("Spider-Man") twitterte: "Wollen Kunden jetzt auch 1,5x schneller essen und Sex haben? Muss wirklich alles für die Faulsten und Geschmacklosesten entworfen werden?" Auch der Macher von "Die Unglaublichen", Brad Bird, sieht in dem Testlauf eine "weitere spektakulär schlechte Idee". Und Comedy-Guru Judd Apatow, jammert: "Wir gaben euch schöne Dinge. Lasst sie so, wie sie gesehen werden sollten."

Nach der Kritikwelle ruderte Netflix zurück und betonte, dass das neue Feature unter anderem dazu diene, Lieblingsszenen unter die (Zeit-)Lupe zu nehmen oder fremdsprachige Titel besser zu verstehen. Unter Umständen wolle man das Angebot gar nicht dauerhaft einführen. Beim Zählen von Zuschauerzahlen hilft das neue Feature natürlich: Netflix rechnet einen Film als gesehen, wenn ein Zuschauer mindestens 70 Prozent davon anschaut - und das geht mit der Vorspultaste natürlich schneller.

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