Nerval-Goethe-Preis:Wunnicke-Übersetzerin Lux ausgezeichnet

Wenn das Übersetzen die Transposition eines Texts in einen anderen, einen zweiten, dritten oder gar vierten Aggregatzustand ist, dann kann manches schiefgehen. "Mir graut es vor Ihrem vierten Aggregatzustand, Faraday", sagt in Christine Wunnickes Roman "Katie" der Forscher William Crookes zu seinem scheinbar alterssenilen Kollegen. Bei der Übersetzung dieses in Frankreich 2018 bei den Éditions Chambon erschienenen Romans ist hingegen nichts schiefgegangen, im Gegenteil. Die Übersetzerin Stéphanie Lux konnte im Hôtel de Beauharnais, der Residenz des deutschen Botschafters in Paris, für ihre Arbeit den Nerval-Goethe-Preis entgegennehmen. Die mit 8000 Euro dotierte Auszeichnung wird vom Pariser Goethe-Institut zusammen mit der Delegation für Französisch und Sprachen Frankreichs im Kulturministerium, der Richard-Stury-Stiftung und der Sorbonne alle zwei Jahre vergeben. Es ist in Nachfolge des 2016 abgeschafften "Prix Gérard de Nerval" der einzige Preis für literarische Übersetzungen vom Deutschen ins Französische. Die Preisjury lobt die "brillante und geschmeidige" Sprache von Stéphanie Lux. Deren Freiheit und Humor, die mit großer Präzision einhergingen, passten perfekt zur klugen Verspieltheit der Romanschriftstellerin Christine Wunnicke, heißt es weiter. Und die in Berlin lebende Übersetzerin wagte zur Entgegennahme des Lobs trotz sanitärer Ungewissheit auch die Reise ins Paris der wieder geschlossenen Bars und verwaisten Tresen.

© SZ vom 13.10.2020 / JHAN - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: