Nationalismus in Frankreich:Total Engagierter Schauspieler

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Bisher hielt sich die Kulturwelt vom Front National so weit entfernt wie möglich. Deswegen war es ein Coup, dass der Schauspieler Franck de Lapersonne zu Marine Le Pens Wahlkampfauftakt in Lyon eine Rede hielt.

Von Lukas Latz

Seit Marine Le Pen Präsidentin des Front National (FN) ist, entscheiden sich immer mehr Absolventen der "Grandes Écoles", der französischen Elitehochschulen, für eine Karriere in den Reihen der rechtsextremen Partei. Nur unter den Kulturfunktionären gebe es noch größeren Widerstand, sagte kürzlich Jean Messiha in einem Interview mit dem Magazin L'Obs. Messiha ist Absolvent der "École Nationale d'Administration" (ENA) und Sprecher von "Horaces", einer Gruppe einflussreicher Beamter innerhalb des FN.

Nicht nur unter den Kulturfunktionären, auch unter den Kulturschaffenden unterstützten bislang nur wenige den FN. In der Vergangenheit ließen sich vor allem ältere Schauspieler, die keine Konsequenzen mehr für ihre Karriere fürchten müssen, vor den Karren der Partei spannen. Brigitte Bardot etwa, Jahrgang 1934, wirbt seit vielen Jahren regelmäßig für den FN.

Am vergangenen Wochenende veranstaltete der Front National eine zweitägige Wahlkampfveranstaltung in Lyon, der die Präsidentschaftskampagne von Marine Le Pen offiziell eröffnete. Dort verkündete der Schauspieler Franck de Lapersonne sein "totales Engagement an der Seite von Marine Le Pen". De Lapersonne ist in Frankreich durchaus bekannt, er spielt in vielen Kino- und Fernsehproduktionen Nebenrollen, so etwa in dem 2012 ausgestrahlten Fernsehfilm "Die Mondnacht von Toulon".

Seine Rede bildete den Höhepunkt des ersten Veranstaltungstages. Er setzte sich vehement für die "exception culturelle" ein, die vermeintliche Sonderstellung der französischen Kultur in der Welt, welche gegen die Globalisierung verteidigt werden müsse. "Molière sprach kein Englisch, Victor Hugo hat in der Schule nicht arabisch gelernt", rief er und beklagte, dass die Regierungen der letzten Jahrzehnte ein "Massaker an der französischen Kultur" begangen haben, indem sie zum "Triumph der Anglosphäre" beigetragen haben. Die Kulturpolitik züchte eine kleine Kaste "überbezahlter, unterwürfiger Berufskünstler" heran, während die meisten Künstler "ungeschützt auf dem freien Markt bestehen" und "neben der Arbeit Pizza ausliefern" müssten.

Auch wenn de Lapersonne nicht zur ersten Garde französischer Künstler zählt, ist es für die Partei doch ein Coup, einen Kulturschaffenden mit großer demagogischer Begabung gewonnen zu haben. Die Menge dankte ihm für seine Performance mit tosendem Applaus.

© SZ vom 06.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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