Klima-Aktivismus und Kunst:No thanks, BP

Klima-Aktivismus und Kunst: Aktivisten protestieren während einer Preisverleihung vor der National Portrait Gallery in London gegen die Sponsoren von BP.

Aktivisten protestieren während einer Preisverleihung vor der National Portrait Gallery in London gegen die Sponsoren von BP.

(Foto: BEN STANSALL/AFP)

Die National Portrait Gallery kündigt nach heftigen Protesten von Klima-Aktivisten ihrem Sponsor BP. Bleibt nur ein Londoner Museum bei dem umstrittenen Geldgeber.

Von Alexander Menden

Die Londoner National Portrait Gallery (NPG) und der Mineralölkonzern BP haben angekündigt, dass sie ihre Partnerschaft nicht über Dezember 2022 hinaus verlängern werden, wenn der gemeinsame Sponsorenvertrag ausläuft. BP unterstützt seit drei Jahrzehnten den alljährlich vergebenen, mit 35 000 Pfund dotierten Porträtpreis der NPG, den "BP Portrait Award". Die Trennung kommt nicht überraschend. Sie ist vielmehr die Konsequenz aus einer langanhaltenden, vehementen Kampagne von Umweltschützern und Künstlern gegen das Kultursponsoring des Konzerns. Dessen Aktivitäten seien unethisch, die Förderung fossiler Brennstoffe angesichts der Klimakrise nicht zu rechtfertigen, so das Argument von Gruppen wie "Extinction Rebellion". Daher sollten Kulturschaffende sich klar von ihm abgrenzen.

Dunkle Schmiere und Federn im Eingang der Tate Britain

Die NPG ist die jüngste Institution, die unter diesem öffentlichen Druck nun die Trennung von BP vollzieht. Bereits 2010, nach der "Deep Water Horizon"-Ölkatastrophe im Golf von Mexiko, für die BP verantwortlich war, hatte eine Protestgruppe ihre eigene kleine Ölkatastrophe inszeniert: Sie schüttete vor dem Eingang und der Tate Britain eine zähe, dunkle Flüssigkeit aus und bedeckte sie mit Vogelfedern - eine Protesttaktik, die zu einem Markenzeichen der BP-Gegner werden sollte. Die Tate hatte damals ebenfalls eine Partnerschaft mit BP; 2017 wurde sie aufgelöst.

Im Jahr 2019 beendete die Royal Shakespeare Company ihren Sponsoringvertrag mit BP, nachdem der Schauspieler und ehemalige Leiter des Globe Theatre, Mark Rylance, aus Protest gegen die fortgesetzte Beziehung aus der RSC ausgetreten war. Diese, so Rylance, erlaube es dem Konzern, "die zerstörerische Realität seiner Aktivitäten zu verschleiern". Kurz darauf kündigten die National Galleries of Scotland, dass sie ihre Beziehungen zu BP aufgrund von Klimabedenken auslaufen lassen würden.

2019 hatten sich fünf ehemalige Turner-Preisträger - Antony Gormley, Rachel Whiteread, Anish Kapoor, Gillian Wearing und Mark Wallinger - einer Gruppe von rund 80 Künstlern, darunter auch Gewinner des BP-Porträtpreises, die NPG-Direktor Nicholas Cullinan in einem offenen Brief aufforderten, die Beziehungen zu BP zu beenden. In dem Brief hieß es, dies sei notwendig, um sicherzustellen, dass die Galerie eine "zukunftsorientierte Institution bleibt, die auf der richtigen Seite der Geschichte" stehe.

Mit der Entscheidung der NPG wächst der Druck auf die letzte verbleibende bedeutende britische Kulturinstitution, die noch von BP gesponsert wird, das British Museum. Dort ist die Partnerschaft auch intern schon länger umstritten.

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