Süddeutsche Zeitung

Nachruf:Trauer um Jazzer Rudi Martini

Wenige hatten eine derartige Energie wie Rudi Martini. Und der kräftige, kleine, am 14. August 1940 in Gmund am Tegernsee geborene Mann wusste sie einzusetzen, immer im Dienste dessen, was er für gut und wertvoll befand. Dazu gehörte früh der Jazz, mit dem er sich schon als Kind über die US-Militärsender und die Familie infizierte. Er studierte folglich Klavier, Klarinette und Schlagzeug an der Städtischen Orchesterschule München. Und erkannte schnell, dass man als Jazzmusiker besser mit Netz balanciert: eine Ausbildung zum Industriekaufmann und Werbefachmann folgte.

Zusammen mit seinem unbestechlichen Geschmack - der sich außer auf Musik auch aufs Essen, auf Sport oder klassische Automobile erstreckte - hatte er so alle Qualifikationen beisammen, um etwas in der Branche zu bewegen. Als Werbeleiter des Instrumentenherstellers Paiste in der Schweiz, als PR-Manager für das WEA-Label in Hamburg (und lebenslanger Freund von dessen Chef Sigi Loch) oder als A&R-Mann für Global Music in München.

Seit vielen Jahren indes widmete sich Martini vorrangig dem wichtigsten und schönsten Projekt seines Lebens: seiner Frau Jenny Evans. Für die Münchner Königin des Jazzgesangs war er nicht nur Ehemann, er war ihr größter Fan, ihr Berater, Schlagzeuger, Manager, Booker und PR-Mann. Tragischerweise drehte sich dieses Verhältnis vor ein paar Jahren um: Martini erkrankte an Alzheimer, die Krankheit verschlechterte sich zuletzt rapide. Am Montag ist Rudi Martini 74-jährig einer Lungenentzündung erlegen.

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Quelle:
SZ vom 05.05.2015 / oho
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