Süddeutsche Zeitung

Nachruf:Schauspieler Dieter Laser gestorben

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Er wurde von Gustaf Gründgens entdeckt und von Peter Stein gefördert. Mit seinem markanten Gesicht war er prädestiniert für Bösewichte und ambivalente Figuren. Jetzt ist Dieter Laser gestorben. Er wurde 78 Jahre alt.

Von Christine Dössel

Entdeckt wurde er von Gustaf Gründgens, und zwar buchstäblich: Der berühmte Theatermacher zog Dieter Laser hinter der letzten Parkettreihe hervor, von wo der damals 19-jährige Statist den großen Kollegen am Hamburger Schauspielhaus beim Proben zusah. Mag sein, dass es Lasers markantes Gesicht mit dem kantigen Kinn und dem durchdringenden Blick war, das Gründgens faszinierte. Jedenfalls bekam der junge Kieler, der damals in Hamburg als Hoteldiener jobbte - das Schauspielstudium hatte er abgebrochen -, von da an erste kleine Rollen und machte seinen Weg als Schauspieler. Peter Stein hat ihn früh gefördert, erst an den Münchner Kammerspielen, dann in Zürich, dann an der Berliner Schaubühne, wo Laser bis 1973 Mitglied des Ensembles und auch des Direktoriums war. Danach war er freiberuflich tätig, oft am Berliner Schiller- und Schloßpark-Theater. Für sein Filmdebüt, die Titelrolle in "John Glückstadt", gewann Laser 1975 auf Anhieb einen Bundesfilmpreis; er galt schon damals als "außerordentlich gereifter Charakterdarsteller". In Volker Schlöndorffs "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" (1975) spielte er den widerlichen Boulevardjournalisten, der am Ende von Katharina erschossen wird. In Bernhard Sinkels Mehrteiler "Väter und Söhne" über den Aufstieg und Niedergang einer deutschen Industriellenfamilie übernahm er 1986 den Part des Friedrich Deutz.

In mehr als 60 Film- und Fernsehrollen war Laser zu sehen, oft spielte er ambivalente, zwielichtige, extreme Figuren, auch in internationalen Produktionen wie etwa Istvan Szabós "Zauber der Venus" (1992). In dem niederländischen Horrorfilm "Human Centipede" (2009) war er der psychopathische Monsterchirurg Dr. Josef Heiter. Seine letzte Rolle hatte er vergangenes Jahr bei den Bad Hersfelder Festspielen als Advokat Huld in Kafkas "Der Prozess". Wie erst dieser Tage bekannt wurde, starb Laser am 29. Februar im Alter von 78 Jahren in Berlin.

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SZ vom 14.04.2020
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