Rutger Hauer ist tot:Wie Tränen im Regen

Rutger Hauer

Die Filmkarriere des Niederländers Rutger Hauer begann 1973 in Paul Verhoevens "Türkische Früchte". Seine berühmteste Rolle spielte er in Ridley Scotts "Blade Runner".

(Foto: Victoria Will/AP)

Die Augen außerirdisch blau, das Kinn wie ein Krieger: Die Rolle als Replikant in "Blade Runner" machte den niederländischen Schauspieler berühmt.

Von Tobias Kniebe

Man brauchte ihn nur anzuschauen, um zu verstehen. Das Blau seiner Augen war nicht ganz von dieser Welt, sein Kinn gehörte einem Krieger aus fernen Zeiten, die blonden Strähnen machten das Bild perfekt. Ganz echt konnte der Mann nicht sein - weshalb Ridley Scotts Idee, ihn in dem Film "Blade Runner" zu einem künstlichen Menschen zu machen, Rutger Hauer seine berühmteste Rolle einbrachte.

Hauer wurde 1944 in Breukelen in den Niederlanden geboren. Ende der 60er Jahre entdeckte ihn sein Landsmann Paul Verhoeven in einer wandernden Schauspielertruppe. Der Film "Türkische Früchte", in dem er einen rebellischen Künstler spielt, brachte beiden 1973 den internationalen Durchbruch. Es wurde geliebt, gelitten und vor allem wild gevögelt. Hauer und Verhoeven drehten im Team immer weiter: "Der Soldat von Oranien", "Spetters", oder "Flesh and Blood". Die Rolle eines Terroristen in "Nachtfalken", der gegen Sylvester Stallone antritt, brachte Hauer auf die Besetzungslisten der Actionregisseure, wo er bis zuletzt stetig Arbeit fand.

Dass er in "Hitcher - Der Highwaykiller" unvergesslich einen Serienmörder spielte oder in "Der Tag des Falken" einen recht glaubwürdigen Ritter an der Seite von Michelle Pfeifer, ging in der Flut seiner über 150 Filme langsam unter. Je mehr es wurden, desto unvergesslicher ragte "Blade Runner" (1982) hervor. Dort wird er von Harrison Ford gejagt, der die künstlichen Replikanten im Los Angeles der Zukunft entsorgen soll - und obwohl Rutger Hauer der klügste und gefährlichste von allen ist, kann er seinem Schicksal nicht entkommen. Er begegnet ihm aber mit der Poesie einer lernfähigen Maschine: "Ich habe Dinge gesehen," sagt er im Sterben, "die ihr Menschen niemals glauben würdet. Gigantische Schiffe, die brannten, draußen vor der Schulter des Orion. Und C-Beams, glitzernd im Dunkeln, nahe dem Tannhäuser Tor. All diese Momente werden verloren sein in der Zeit, wie Tränen im Regen."

Vergangenen Freitag ist Hauer im Alter von 75 Jahren im friesischen Beetsterzwaag gestorben. Seine besten Momente sind nicht verloren, sie wurden auf Film gebannt. Und wenn es das Tannhäuser Tor da draußen gibt, dann darf er es jetzt erhobenen Hauptes durchschreiten.

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