Nachruf:Punk-Fotograf gestorben

Richard Gleim (winzig!! Nachruf)

Richard „ar/gee“ Gleim, 1941 in eine Düsseldorfer Kaufmannsfamilie hineingeboren, wurde in den Siebzigern zum wichtigsten Fotografen des bundesdeutschen Punkrock.

(Foto: privat)

Der Chronist und Propagandist einer prägenden Jugendbewegung: Ar/Gee Gleim ist tot.

Von Peter Richter

Der Mann, der die besten Bilder von den frühen westdeutschen Punks gemacht hat, war selber keiner. Richard Gleim war vielmehr ein ehemaliger Jazz-Klarinettist und vor allem mit 35 Jahren praktisch schon ein älterer Herr, als er durch Kontakte zu der Band Der Plan Ende der Siebziger mit seiner Kamera im Ratinger Hof in Düsseldorf auftauchte, wo damals die noch blutjunge Bewegung der Punks ihre ersten Pogos tanzte. Aber er war eben auch stämmig genug, um in dem Tumult seine Aufnahmen nicht zu verwackeln, und wenn sie ihm dabei von hinten die ihrer Ansicht nach uncool langen Haare anzündeten, blieb er seinerseits trotzdem cool und reichte den Wüterichen Zigaretten stattdessen. So kam der bundesdeutsche Punk zu seinen Bildern, und diese Bilder, bald schon in Magazinen wie der Spex abgedruckt, inspirierten weitere Generationen junger Menschen, ihre Aggressionen in Stil, Haltung und Musik zu verwandeln. Ar/Gee, wie Gleim von nun an genannt wurde, war am Ende nämlich beides, sowohl Chronist als auch wichtiger Propagandist jener Jugendbewegung, die kulturell so prägend werden sollte wie kaum eine andere. Dabei waren es nach eigenen Aussagen weniger die musikalischen Qualitäten dieser Bands, die ihn anzogen, als vielmehr ihre Entschlossenheit, der Geist des Do-it-yourself: Denn aus diesem Geist schöpfte auch seine Fotografie ihre raue Kraft und Originalität. Zuletzt erhielt Gleim in Ausstellungen und Büchern noch die längst fälligen Ehrungen dafür. Jetzt ist er im Alter von 78 Jahren in Düsseldorf gestorben.

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