Nachruf auf britischen Historiker J. G. A. Pocock:Der Machiavelli-Moment

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Er wurde nicht müde zu betonen, dass es keine historische Realität gibt: J. G. A. Pocock. (Foto: Privat)

Zum Tod des britischen Ideenhistorikers John Greville Agard Pocock, der Antworten auf die Unruhe der Gegenwart suchte und sie tief in der Geschichte fand.

Von Peter Vogt

England habe viele große Historiker hervorgebracht, aber keinen bedeutenden Geschichtsphilosophen, bemerkte der Historiker J.G.A. Pocock einst. Für ihn, den 1924 in London geborenen, in Neuseeland aufgewachsenen und seit Mitte der Sechziger in den USA lehrenden und lebenden Historiker, war das nichts Kritikwürdiges. Sein eigenes Werk teilte den Vorbehalt gegen die Geschichtsphilosophie in zweierlei Hinsicht: Im 1999 erschienenen zweiten Band seines sechsbändigen Spätwerkes "Barbarism and Religion" schilderte Pocock in einer autobiografischen Reminiszenz ein Treffen mit dem italienischen Historiker Rosario Romeo. Man blickte während des Sonnenuntergangs gemeinsam auf den Golf von Neapel und sann all jenen verblichenen Dynastien und Reichen nach, die einst am Fuße des Vesuvs geherrscht hatten. Nach diesem Gespräch habe er nie wieder Zweifel an der Absurdität der Geschichte gehabt, so Pocock im Rückblick. Die Gleichsetzung der Wirklichkeit mit dem Vernünftigen könne nirgends eindringlicher als billiger Scherz entlarvt werden denn in Neapel, so lehrte ihn diese Begegnung.

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