Nachruf:Heinz Badewitz ist tot

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Der Festivalleiter war einer der Väter der Hofer Filmtage. Dokumentar- und Spielfilme waren ihm gleichermaßen wichtig.

Von Rainer Gansera

Zum Jubiläum sollten es ganz besondere Filmtage werden. Nun werden sie von Trauer überschattet sein. Heinz Badewitz steckte mitten in den Vorbereitungen zur 50. Ausgabe seiner Hofer Filmtage, als er, der dienstälteste deutsche Festivalmacher, vergangenen Donnerstag beim Besuch der Grazer Diagonale im Alter von 74 Jahren unerwartet starb.

Die Hofer Filmtage waren sein Festival. Ganz und gar. 1967 hatte er sie zusammen mit Uwe Brandner gegründet - da war er in München als Produktionsleiter tätig und drehte selbst einige Kurzfilme - und machte sie zu einem wesentlichen Impulsgeber für den Aufbruch des Neuen Deutschen Kinos. Einmal im Jahr ließ Badewitz das oberfränkische Hof, wo er aufgewachsen war, zum - wie Wim Wenders das formulierte - "Home Of Films" werden.

Zum legendären Filmtage-"Kult" gehörten der Bratwurststand vor dem Central-Kino, das traditionelle Fußballspiel am Samstagmorgen und vor allem Heinz selbst: seine Prinz-Eisenherz-Frisur, sein fränkischer Dialekt, seine Herzlichkeit und freundschaftliche Nähe. Jeder freute sich auf den lakonischen Ritus seiner Eröffnungssätze: "Hiermit sind die Hofer Filmtage eröffnet - bitte denken Sie daran, Ihre Handys abzuschalten!"

Entscheidend war, dass er über all die Jahrzehnte hinweg das Vertrauen der Filmemacher hatte. Er war einer der ersten Festivalleiter, der Dokumentar- und Spielfilme gleich behandelte. Er ließ jede Filmlänge zu, presste die Kurzfilme nicht in eigene Programme, sondern platzierte sie als Vorfilme. Er programmierte so, dass sich thematische und ästhetische Linien ergaben. All das öffnete die Augen für die Filme in besonderer Weise. Während große Festivals die Tendenz haben, die Milieus zu trennen, brachte Heinz Badewitz sie alle zusammen und miteinander ins Gespräch: Filmemacher, Produzenten, Verleiher, Redakteure, Kulturpolitiker und vor allem das entdeckungsfreudige Hofer Publikum.

Als Heinz Badewitz im Jahr 2010 die 44. Filmtage eröffnete, zitterte seine Stimme. Kein Schwächeanfall, sondern seine Bewegtheit im Moment der Erinnerung an die beiden jüngst verstorbenen Filmemacher Christoph Schlingensief und Werner Schroeter, für welche die Hofer Filmtage, wie für so viele andere deutsche Filmemacher, vor allem in den Anfängen ihrer Karrieren eine wichtige Plattform waren. "Es gibt Festivals, die brauchen Stars, um sich wichtig zu machen, und andere, die machen Stars", sagte Badewitz einmal programmatisch. Sein Festival war die Heimstatt des Autorenkinos und er dessen unvergleichlicher Zeremonienmeister.

© SZ vom 14.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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