Nachruf:Heiliger Hexenmeister

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Ein "Wooooh" der Trauer: Am Samstag ist Little Richard gestorben. Der Rock 'n' Roll hat den Mann verloren, der ihm das Glitzern und das Kreischen beigebracht hat. Es machte allen klar, dass Pop der reine Schund ist und deshalb himmelhochjauchzendes Entzücken.

Von Willi Winkler

Der Rock 'n' Roll starb schon vor sechzig Jahren seinen frühen Tod. Ob es auf einem Schiff war oder in einem Flugzeug, weiß keiner mehr, aber es war der Hohepriester des Kreischgesangs, der aus heiterstem Himmel und vor Zeugen dem Teufelszeug absagte, das er so lange selber verbreitet hatte. Und er warf all seine Halsketten, seine Armreife, seine goldenen Ringe, warf all seine irdischen Besitztümer ins tiefe, tiefe Meer. Nie wieder, so schwor er, wolle er sich mit diesem gotteslästerlichen Zeug abgeben, nie wieder in dem Ruhm baden, der ihm diesen Glitzertand eingebracht, nie wieder wollte er Little Richard sein, monstre sacré der allerheiligsten Musik, die je auf Gottes Erdboden erklungen, nur noch Pfarrer Penniman.

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