Nachruf:Die Lehre des Sprengmeisters

In seinen Kriminalromanen wurde Ystad in Südschweden zur Weltstadt des Verbrechens - und Henning Mankell zum Gesellschaftskritiker. Jetzt ist er im Alter von 67 Jahren gestorben.

Von Thomas Steinfeld

Es war Januar, als Kurt Wallander in die Geschichte des Kriminalromans trat. Nass und grau hatte sich der Winter über das fette, schwarze Bauernland gelegt, das die Kleinstadt Ystad im äußersten Süden Schwedens umgibt. "Mörder ohne Gesicht" heißt das erste Buch, das Henning Mankell diesem traurigen Kommissar widmete, und wenn er sehen wollte, was der Bauer Johannes Lövgren sah, als er aus dem Fenster blickte, um jenseits der Felder ein geöffnetes Fenster auf dem Nachbarhof zu entdecken, musste er nur aus dem eigenen Fenster schauen: Zu jener Zeit, also um das Jahr 1990, hatte sich Henning Mankell, nach mehreren langen Ausflügen nach Afrika (seine damalige Frau war Entwicklungshelferin gewesen) und in die Theaterarbeit (in den Achtzigern hatte er drei Jahre lang ein Provinztheater geleitet) in dieser Landschaft niedergelassen. Der Rückzug auf das Land war auch eine politische Entscheidung gewesen: Dort, so hatte er schon im Jahr 1978 in einem Interview erklärt, sei "das Konkrete" zu finden, die "Kultur des Volkes".

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