Süddeutsche Zeitung

Nachruf:Dick Dale ist tot

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Jimi Hendrix verehrte ihn, Fender-Verstärker fürchteten ihn, Quentin Tarantino machte ihn mit der Verwendung seines "Misirlou" in "Pulp Fiction" unsterblich.

Von Jens-Christian Rabe

Es gibt Pop-Genres, unter deren Namen sich zehn Menschen zwölf verschiedene Dinge vorstellen. Und es gibt Pop-Genres, bei denen alle sofort das Gleiche im Ohr haben. Surf ist so ein Genre, diese meist instrumentale Rock'n'Roll-Variante, die ihre große Zeit Anfang der Sechziger hatte, bevor die Beatles alles veränderten. Auch wenn die Beach Boys für alle Zeiten die berühmteste Surf-Band bleiben, ist der typische Surf-Sound allerdings allein das Werk des Gitarristen Dick Dale, der - anders als die Beach Boys - übrigens wirklich ein passionierter Surfer war.

Von einem "Sound" zu sprechen führt hier aber wohl etwas in die Irre. Jedenfalls wenn man sich darunter eine ganze komplexe Klangwelt vorstellt. Denn eigentlich besteht der Surf-Sound vor allem aus auf den tiefen Saiten einer extrem laut verstärkten, aber nicht verzerrten Fender-Stratocaster-E-Gitarre gespielten Singlenote-Stakkato-Läufen. Die Variationsmöglichkeit dieser Idee ist gering, aber es dengelt und bollert doch sehr fein und es klang für damalige Verhältnisse nicht nur ungewöhnlich orientalisch, sondern auch spektakulär energetisch, fast maschinengewehrhaft. Jimi Hendrix verehrte ihn dafür, als einer der Väter des Heavy Metal gilt Dale deshalb ebenso. Dazu kam, dass er bei den Konzerten mit seinen Del-Tones so laut spielte, dass oft seine Verstärker durchbrannten. Für Leo Fender wird er so zum Produkttester.

Als Mitte der Sechziger die "British Invasion" die Surf-Welle beendet, verliert Dale seinen Plattenvertrag und zieht sich aus dem Musikgeschäft zurück. Das Comeback in den Achtzigerjahren mündet schließlich jedoch in einen Triumph: Quentin Tarantino verwendet Dales Interpretation des alten griechischen Volksliedes "Misirlou" 1994 in seinem Meisterwerk "Pulp Fiction" und macht den Surf-König damit endgültig unsterblich.

Am Sonntag ist Dick Dale, der im Laufe seines Lebens mehrmals an Krebs erkrankte, gestorben. Er wurde 81 Jahre alt.

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Quelle:
SZ vom 19.03.2019
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