Nachruf auf Adolf Holl:Jenseits der Dogmen

Kirchenkritiker Adolf Holl gestorben

Es täte ihm leid, hat Adolf Holl einst gesagt, dass er dem Wiener Kardinal solche Sorgen mache. Aber er könne nun mal nicht anders.

(Foto: dpa)

Ein freier Denker, der das klerikalkatholische Österreich der Sechziger ärgern musste: Zum Tod des Theologen und Autors Adolf Holl.

Von Matthias Drobinski

Der Mann konnte schreiben. Und denken. Man muss seine so witzige wie geistreiche Biografie des Heiligen Geistes gelesen haben, den er "die linke Hand Gottes" nannte und als Geist der Freiheit beschrieb, als Unterwanderer aller menschlichen und kirchlichen Ordnungen. Oder sein Plädoyer für den Wunderglauben, seine Bücher, wie man eine Religion gründet oder was wäre, wenn ausgerechnet er Papst wäre: Adolf Holl. Wahrscheinlich ging es gar nicht anders, als dass so jemand Ärger mit der Kirchenleitung bekam, erst recht in den wilden Jahren nach 1968, erst recht im damals arg klerikalkatholischen Österreich. Holl, geboren 1930, wurde mit 24 Jahren katholischer Priester und war mit 25 Jahren promoviert; 1963 wurde er Dozent an der Uni Wien, die Kirchenkarriere schien vorgezeichnet. Doch Holl musste gegen den Strich schreiben; 1971 erschien "Jesus in schlechter Gesellschaft", er beschrieb dort den Galiläer als sanften Hippie, dem Gottessohnschaft wie Kirchengründung fern lagen. Es folgte der Entzug der Lehrberechtigung und dann die Suspendierung vom Priesteramt. Holl wurde Moderator der ORF-Diskussionssendung Club 2 und Autor von mehr als 30 Büchern, in denen er blieb, was er war: ein Gottessucher, voller Skepsis, jenseits aller Dogmen. Am Donnerstag ist er gestorben, fast 90 Jahre alt.

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