Nachrichten aus dem Netz:Die Lüge als Geschäftsmodell

Falsche und irreführende Nachrichten, verbreitet über Facebook, sind nicht nur sehr einflussreich. Mit ihnen lässt sich auch ausgezeichnet Geld verdienen. Die Spuren führen nach Mazedonien und auf die Philippinen.

Von Michael Moorstedt

Mark Zuckerberg ist ein Mann starker Worte. Er glaube nicht, dass sein Unternehmen den Ausgang der Wahl beeinflusst habe, sagte er Ende vergangener Woche. Zuckerberg steht mit dieser Ansicht aber ziemlich alleine da. Laut einer Studie des Pew Research Center beziehen 44 Prozent aller Amerikaner ihre Nachrichten via Facebook. Ein Großteil dieser Nachrichten hat mit der Wahrheit nur bedingt zu tun. Übrigens besitzen die Rechten keineswegs ein Monopol auf die Politik-Fiktion. Einer Analyse von Buzzfeed zufolge waren 38 Prozent der Artikel auf republikanisch gefärbten Facebook-Seiten falsch oder irreführend. Bei eher demokratisch geprägten Seiten waren es 19 Prozent.

Viele dieser gefälschten Nachrichten stammen laut Recherchen des Guardian aus einer mazedonischen Kleinstadt namens Veles. Mehr als hundert Websites werden von dort betrieben, die alle das gleiche Ziel haben: Mit schmissigen Überschriften amerikanische Facebook-Nutzer auf ihre Seiten zu locken. Es sind schnell zusammengekleisterte Websites mit generischen Namen wie worldpoliticus.com oder usadailypolitics.com.

Auch nach der Wahl werden die Seiten eifrig mit Inhalten bestückt. Da sagt etwa Edward Snowden, dass Osama bin Laden quicklebendig auf einer Südseeinsel hause, oder dass Hillary Clinton ihren Frust in einer Bar in Florida ertränke. Die Wahrheit ist nicht mal mehr ein Richtwert, und Fakten sind irrelevant. Die Lüge ist Geschäftsmodell. Neu ist das alles nicht. Seit Jahren gibt es Websites wie upworthy, viralnova oder deren deutsche Kopie heftig.co, die die Echokammer von Facebook benutzen, um durch billig erzeugte Inhalte Werbeeinnahmen zu generieren. Nur hatten die ursprünglich keine Propaganda im Programm, sondern Wohlfühl-Geschichten über Katzen und das Gute im Menschen.

Auch in den USA selbst hat man das Geschäft mit gefälschten Nachrichten entdeckt. Die Betreiber der dortigen Websites sind das Business mit typisch amerikanischem Unternehmergeist angegangen - und haben die Lügen-Produktion in die Philippinen ausgelagert. Dass Facebook im selben Land eine Heerschar schlecht bezahlter Moderatoren beschäftigt, die dafür angestellt sind, das Netzwerk genau davon sauber zu halten, ist da nur die vorerst letzte Pointe.

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