Nachrichten aus dem Netz (41):Verführerische Auswahl

Auf kostenlose und legale Musik im Internet muss niemand mehr verzichten - vor allem "Streaming"-Dienste und Musikplattformen leisten gute Dienste.

Johannes Boie

Die Geschäftsidee der amerikanischen Firma Qtrax, die auf der Musikmesse Midem in Cannes vorgestellt wurde, klang revolutionär: Kostenlos und legal könne man auf ihrer Seite von nun an 20 bis 30 Millionen Musikdateien herunterladen. Kostenlos, weil alles werbefinanziert sei.

Nachrichten aus dem Netz (41): Musik aus dem Internet muss nicht illegal sein

Musik aus dem Internet muss nicht illegal sein

(Foto: Foto: dpa)

Legal, weil - bis dahin eigentlich undenkbar - die vier größten Plattenfirmen der Welt, Warner, Sony/BMG, Universal und EMI, Lizenzverträge unterschrieben hätten. Die Sache platzte jedoch schnell. Schon am Montagabend vergangener Woche dementierten die Musikkonzerne, dass es gültige Verträge mit Qtrax gebe.

Auf kostenlose und legale Musik aus dem Netz muss man dennoch nicht verzichten. Am einfachsten ist es nach wie vor, auf sogenannte "Streaming"-Angebote zurückzugreifen. Das Programm der meisten bekannten Radiosender kann man längst auch im Netz verfolgen. Ähnlich wie beim Radiogerät kommt die Musik aus den Lautsprechern, ohne auf dem Computer des Hörers dauerhaft gespeichert zu werden.

Bei neueren Streaming-Diensten hat sich das Prinzip etabliert, dem Nutzer nach der Eingabe eines ersten Wunsches ähnliche Musiktitel vorzuschlagen. Das funktioniert verblüffend gut, so in Deutschland bei last.fm. Die Auswahl ist groß. Ärgerlich für Hörer klassischer Musik ist allerdings die Aufteilung der Werke in Tracks. So bricht bei last.fm ein Konzert nach dem ersten Satz ab. Weiter geht es dann mit einem "ähnlichen" Künstler.

Auf Musikplattformen wie purevolume.com kann man Künstler und Bands kennenlernen, die noch keinen Plattenverträge haben. Blogs sind eine gute Quelle für neue Trends, Remixe oder - natürlich nicht immer ganz legale - Download-Möglichkeiten. Die amerikanische Seite Hypem.com liefert Neuigkeiten aus mehreren Hundert Blogs. Entdeckt ein Blogger im Netz eine Musikdatei und verlinkt auf diese, wird sie bei Hypem automatisch auf der Startseite gelistet.

Weil das Netz dazu verführt, Dinge ständig neu zu verbinden, sind "Mashups" eine besonders beliebte Kategorie. Dabei werden mehrere bekannte Songs zu einem neuen verschmolzen. mashup-charts.com führt eine besonders populäre Auswahl. Besser dran ist, wer sich bei professionellen DJs bedient, die Mitschnitte ihrer Auftritte ins Netz stellen.

Besonders hervorgetan hat sich die BBC-Sendung "Essential Mix", in der berühmte DJs ihre neuesten Aufnahmen vorstellen. Die oft stundenlangen Tracks sind später auf vielen mehr oder weniger anonymen Download-Servern zu finden. Ganz legal als Stream kann man sie aber auch bequem auf der BBC-Seite anhören.

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