
Das ist keine Szene aus einem neuen Film von Wes Anderson. Obwohl Ästhetik und Mise en Scène dieses Fotos an den charakteristischen Stil des US-amerikanischen Regisseurs erinnern. Nein, dieses Aufnahme stammt von Fotograf Malte Brandenburg.

Brandenburg ist Autodidakt und gebürtiger Berliner. Im Zentrum seines Projekts "Stacked" stehen die vielen Nachkriegsbauten seiner Heimatstadt.

Es geht ihm um die architektonische Struktur der Gebäude, ihren Charme, ihre großen Gemeinsamkeiten - und kleinen Unterschiede.

"Sie sind keine hässlichen Überbleibsel aus vergangenen Zeiten", sagt der Fotograf. "Sie erzählen eine Geschichte, die auch heute noch relevant ist, nämlich die Spannung zwischen Ingenieurwesen und dem Menschen."

Nach dem Zweiten Weltkrieg standen diese Bauwerke für eine Utopie: mehr Wohnraum und ein besseres Leben für alle. Das zog vor allem die Berliner Mittelschicht an.

Die Nachkriegsbauten waren erschwinglich und boten Platz. Doch der wirtschaftliche Aufschwung des Landes zeigte auch hier Folgen.

Ende der Siebziger wanderte die Mittelschicht im Westen ab, um sich in den Vororten den Traum vom eigenen Haus zu verwirklichen. In Ostberlin hielt sich der Plattenbau teilweise bis nach der Wende. Dann zogen aber auch dort viele Menschen aus den unteren Einkommensschichten ein.

"Diese Menschen hatten nicht wirklich den Luxus, zu wählen", sagt Brandenburg, "sie brauchten eine Unterkunft zum Leben."

So entwickelten sich die Bauten in den folgenden Jahren häufig zu sozialen Brennpunkten. Malte Brandenburg möchte mit diesem Image brechen: "Ich wollte daran erinnern, dass sie einmal erstrebenswert für viele Menschen waren."

Doch die städtebauliche Utopie von einst hat sich längst in eine Illusion verwandelt. Inzwischen herrscht Wohnungsnot in Großstädten wie Berlin, die Mieten schießen in die Höhe.

Malte Brandenburgs Werke passen vortrefflich in eine Zeit, in der es am Platz zum Leben mangelt. Neben dem schick sanierten Altbauviertel ragen die Plattenbauten in die Höhe. "Die Gebäude haben sich nicht verändert", sagt der Fotograf, "aber die Menschen."