Musikunterricht:Etüden auf Skype

Viele Musiker arbeiten nebenher als Lehrer. Die Einnahmen drohen wegzufallen. Könnte das Internet helfen?

Von Michael Stallknecht

Die deutschen Musikhochschulen bilden Jahr für Jahr Tausende von Musikern aus. Längst nicht alle von ihnen kommen bei öffentlichen Opernhäusern und Orchestern unter oder können von ihren freiberuflichen Auftritten leben. Ihr Auskommen finden sie oft als Lehrer an Musikschulen, wo sie den Nachwuchs an die Musik heranführen und auch ältere Menschen beim Musizieren begleiten. Aufgrund der Schließungen sind nun viele von ihnen in ihrer Existenz bedroht, weil selbst an städtisch finanzierten Musikschulen längst nicht alle Lehrkräfte festangestellt sind.

Die Quote ist je nach Bundesland unterschiedlich, so beziehen in Bayern fast alle Dozenten kommunaler Musikschulen ein festes Gehalt und werden auch bei Unterrichtsausfall weiterbezahlt. In Baden-Württemberg zum Beispiel sind dagegen nur 60 Prozent fest angestellt, der Rest wird je nach gehaltenen Unterrichtsstunden bezahlt. "Wir empfehlen, die Honorare nach Möglichkeit im Rahmen der wirtschaftlichen Kraft weiterzuzahlen", sagt Friedrich-Koh Dolge, der Vorsitzende des Landesverbandes der Musikschulen Baden-Württemberg.

Doch wie groß wird dieser Rahmen sein, zumal wenn die Schließungen anhalten sollten? Schließlich leben die Musikschulen in Baden-Württemberg laut Dolges Angaben gut zur Hälfte von den Zahlungen ihrer Schüler beziehungsweise deren Eltern. Die bezahlten Stunden können zwar rechtlich innerhalb eines gewissen Zeitrahmens verschoben werden, über diesen hinaus allerdings müssten die Schulen das Geld erstatten.

Noch schwieriger sieht die Situation an privaten Musikschulen aus, an denen oft sämtliche Dozenten auf Honorarbasis tätig sind. "Wir zahlen keinen Unterricht, der nicht gehalten wird", sagt Felix Büchner. Der Geschäftsführer am Freien Musikzentrum München bedauert das durchaus, weil er weiß, dass die wirtschaftliche Lage seiner nach eigenen Angaben etwa 200 Dozenten nicht selten prekär ist. Doch weil das Freie Musikzentrum als gemeinnütziger Verein organisiert ist, dürfte Büchner die Honorare selbst dann nicht weiterzahlen, wenn er wollte und könnte. Deshalb suchen viele Musikschulen momentan fieberhaft nach innovativen Lösungen, wie der Unterricht dennoch gehalten werden kann, beispielsweise per Skype, Telefon oder sogar per E-Mail. Ob das funktioniert, lässt sich schwer sagen.

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