Musikpreis:Jazz in Ehren

Der Herbie Hancock-Preis, der bei Amerikas wichtigstem Jazzwettbewerb verliehen wird, geht an den 30-jährigen russischen Gitarristen Evgeny Pobozhiy.

Von Andrian Kreye

Amerikas wichtigster Jazzwettbewerb Thelonious Monk International Jazz Competition heißt jetzt Herbie Hancock International Jazz Competition. Die Familie Monk will den Namen ihres legendären Ahnherren neu nutzen, auch wenn sie nicht sagen will, was das heißt. Aber weil Herbie Hancock als Chairman fungiert und das Institut vor allem als Mentor unterstützte, trägt das alles seit Anfang dieses Jahres eben seinen Namen.

Erster Gewinner des neu benannten Preises, der seit 1987 vergeben wird, ist der 30-jährige russische Gitarrist Evgeny Pobozhiy. Man kann seinen Auftritt beim Halbfinale des Wettbewerbes im Netz ansehen. Und sollte sich nicht davon beirren lassen, dass er da zunächst wie ein Streber wirkt, der fleißig seine Be-Bop-Phrasen geübt hat. Er treibt die Rhythmusgruppe schon bald vor sich her. Und quasi als Verbeugung vor dem Chef spielt er zum Abschluss Herbie Hancocks vertracktes Funk-Stück "Actual Proof", das er mit einer Virtuosität nach oben zieht, dass aus der Demutsgeste eine Herausforderung wird.

Die Liste der Preisträger seit 1987, als der Preis noch unter dem Namen Monk vergeben wurde, liest sich wie die junge A-Liga: Chris Potter, Avishai Cohen (der Bassist), Jane Monheit, Marcus Strickland und, und, und. Es sind aber vor allem die Förder- und Mentorenprogramme des Instituts, die den amerikanischen Jazz der letzten Jahre geprägt haben. Kamasi Washington lief da durch, Miles Mosley und Ambrose Akinmusire. Weil die alte Garde des Jazz noch nie Angst vor der jungen hatte. Im Gegenteil. Für die Erhaltung ihrer Musikspezies tat sie schon immer viel.

© SZ vom 06.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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