Musikfestival:Nah am Künstler

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Im kleinen Kreis: Pianistin Marialy Pacheco spielte 2015 in den Rundgewölben der Heckmann Höfe in Köln. (Foto: Klaus Wohlmann)

Zum ersten Mal gibt es das Festival "Musik in den Häusern der Stadt" auch in München. Trotz mancher Anlaufschwierigkeiten zeigt sich der Veranstalter mit dem Programmangebot zufrieden

Von Stefan Sommer

Das Festival "Musik in den Häusern der Stadt" verwandelt seit zwei Jahrzehnten in Köln, Hamburg und Bonn Essküchen, Hobbykeller und Wohnzimmer in Konzertsäle - jetzt auch in München. Bereits zum 20. Mal lädt der Kunstsalon Köln dazu ein, Nachwuchskünstler aus Jazz, Pop, Klassik, Rock, Funk oder Swing in ganz intimer Atmosphäre und abseits von den bekannten Spielorten zu erleben. Das Festival präsentierte so bereits Echo-Preisträger wie Nils Wülker oder das Münchner Akustik-Quartett Quadro Nuevo zwischen Stehlampen, Kühlschrank und Sofa-Ecke. München ist in diesem Jahr zum ersten Mal als Standort hinzugekommen, das Festival findet parallel in vier Städten statt.

"Ich bin in Hamburg schon vor mehr als zehn Jahren im Publikum gestanden", sagt Berit Rapp, die das Festival federführend in diesem Jahr nach München geholt hat. "Nun bin ich nach München umgezogen und wollte unbedingt, dass es auch hier stattfinden kann." In Zusammenarbeit mit dem Kunstsalon in Köln ist sie als Festivalleiterin für den Standort München in den vergangenen Monaten ehrenamtlich auf der Suche nach möglichen Spielorten gewesen und hat versucht, private und gewerbliche Gastgeber für die Konzerte zu finden. Eine Idee, die aus einer anderen Zeit stammen könnte: "Im Grunde ist es eine moderne Salon-Idee. In Lofts, Wohnzimmern und Ateliers können so Künstler in einem neuen Kontext zu sehen sein." Das Prinzip des Festivals ist, dass jede Privatperson, die gerne von der eigenen Couch aus ein Konzert erleben möchte und einen kleinen Raum zur Verfügung hat, gegen eine Gastgebereinlage, sich einen Künstler frei Haus ins Wohnzimmer buchen kann. Die Idee richtet sich vor allem an Kunstliebhaber, die in der eigenen Stadt Kunst und Musik fördern wollen. Von der Gastgebereinlage wird der Künstler dann direkt bezahlt. So sind in den vergangenen 20 Jahren schon einige große Talente auf der Wohnzimmer-Bühne entdeckt worden, befindet Berit Rapp stolz: "Viele Karrieren haben bei uns angefangen."

In diesem Jahr stehen auch in München einige vielversprechende Musiker im Programm. Mit dem Pianisten Leo Betzl, Kunstförderpreisträger 2015, der Funk-, und Soul-Band Phunkguerilla um den Sänger und Songwriter Cosmo Klein, den Gypsy-Königen von Django Deluxe und der Hamburger Rock-Combo Deine Cousine, die bereits als Vorgruppe von Udo Lindenberg zu sehen war, sind Künstler aus ganz verschiedenen Genres und Stilen zu erleben. Der Reiz liege darin, so Rapp, dass man in kleinen Locations zwischen 50 und 150 Leuten, den Künstlern näher komme als in jeder anderen Halle oder Konzert-Situation.

Bei der ersten Austragung des Festivals in München sind für die geplanten sechs Konzerte nun aber ausschließlich gewerbliche Gastgeber vorgesehen. So finden die Veranstaltungen an einigen ungewöhnlichen Örtlichkeiten wie der Börse München, einem alten Bürogebäude im Lehel oder der "Boutique München Mitte" im Glockenbachviertel statt. Andere Lokalitäten wie das Steinway-Haus sind als Konzertort jedoch erwartbar. Die Leiterin des Festivals, Berit Rapp, ist trotzdem zufrieden: "Wir können preisgekrönte Künstler wie Leo Betzl vor 50 Leuten in ganz kleinem Kreis zeigen. Wir sind sehr stolz, da ein paar überraschte Gesichter sehen zu dürfen." Ziel sei es, dass Festival auch längerfristig in München zu verankern und zu etablieren.

In den kommenden Jahren sollen dann auch hoffentlich vermehrt private Gastgeber die Musiker in ihr Wohnzimmer einladen. Vielleicht könne dafür bei der diesjährigen Ausgabe von "Musik in den Häusern der Stadt" ein Grundstein gelegt werden, hofft Berit Rapp: "Wir hoffen, aus dem Kreis der Gäste in diesem Jahr neue Gastgeber für das kommende Jahr zu begeistern."

Musik in den Häusern der Stadt, Mittwoch, 2. November, bis Samstag, 5. November, Programm unter www.kunstsalon.de

© SZ vom 02.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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