Musikfestival:"Das geht an die Substanz"

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(Foto: Florian Ganslmeier)

Musiker ehren die Komponistin Galina Ustwolskaja im Schwere Reiter

Von David Renke

Als in den Neunzigerjahren die Musikwelt in Europa die Werke der sowjetischen Komponistin Galina Ustwolskaja entdeckte, nutzte die bereits 70-Jährige den unerwarteten, neuen Wohlstand, um ihre Petersburger Plattenbauwohnung zu renovieren. Vielleicht lag es an der Enge ihres Zuhauses, dass Ustwolskaja über ihre Werke sagte, dass sie großräumig gedacht werden müssten. In Europa wunderte man sich über diese ungewohnten, kargen Klänge, die nicht wirklich in eine Schublade passen wollten und gleichzeitig die Extreme suchten. Ihre künstlerische Unabhängigkeit war der Schostakowitsch-Schülerin stets am wichtigsten, das Rampenlicht suchte sie allerdings nie. Über ihre Musik sprach sie genau so selten, wie sie Interviews gab. Die Kulturpolitik der Sowjetunion ließ die Komponistin stur links liegen, was dafür sorgte, dass ihr Werk bis heute in Russland kaum zur Aufführung kommt. Ihr Lehrer allerdings attestierte ihr ein größeres Talent als sich selbst, Ustwolskaja verzieh ihm jedoch nie, dass er sich zu häufig vom Regime einspannen ließ. In diesem Jahr wäre die Komponistin 100 geworden. Aus diesem Grund widmet sich die Pianistin Sabine Liebner am 6. und 7. Dezember im Schwere Reiter mit einem Festival der Musik der Komponistin und bietet damit eine der wenigen Möglichkeiten, ihr Werk tiefergehend kennenzulernen. Auf dem Programm steht unter anderem ein Zyklus der sechs Klaviersonaten - Liebner: "Das geht körperlich an die Substanz" - sowie das Konzert für Klavier, Streichorchester und Pauken. Musikalischer Partner ist das Münchener Kammerorchester . Friedrich Geier und Wolfgang Rathert, Professoren der Universitäten München und Hamburg, beleuchten den historischen Kontext der Werke und die Biografie Ustwolskajas.

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