Musik:Vollendet unvollendet

Die Münchner Symphoniker unter Kevin John Edusei widmen ihr aktuelles Konzert dem Komponisten Franz Schubert. Dabei bringen sie auch selten Gehörtes auf die Bühne

Von Henrik Oerding

Schubertiade

Ziemlich unbequem:Die Wanderer-Fantasie ist kein leichtes Stück.

(Foto: Münchner Symphoniker)

Die bekannteste Sinfonie von Franz Schubert ist ausgerechnet eine unfertige. Obwohl sieben abgeschlossene Sinfonien von ihm vorliegen, denken viele bei Schubert an die "Unvollendete" in h-Moll. Noch weniger bekannt ist, dass es mehrere unfertige Sinfoniefragmente gab. Unter anderem jenes in E-Dur, dessen Komposition Schubert zwar fertigstellte, aber die Orchestrierung nicht mehr abschloss.

Der britische Musikforscher Brian Newbould arbeitete den Entwurf in den Achtzigerjahren aus, dennoch ist die Sinfonie immer noch selten im Konzertsaal zu hören. Das vollendete Werk spielen die Münchner Symphoniker unter Kevin John Edusei nun im Herkulessaal. Damit setzen die Symphoniker ihren Schubert-Zyklus fort, in dem sie bereits vier Sinfonien auf CDs herausbrachten, inklusive der h-Moll-Unvollendeten. Das Konzert steht unter dem Titel "Schubertiade", entsprechend werden nur Schubert-Werke zu hören sein.

Solist des Konzertes ist David Kadouch. Der 1985 geborene französische Pianist trat im Alter von 13 Jahren mit Itzhak Perlman auf und studierte schon mit 14 am Pariser Konservatorium. 2011 gewann er den "International Classical Music Award" in der Kategorie "Young Artist of the Year". Gemeinsam mit den Münchner Symphonikern spielt er die Wanderer-Fantasie, eigentlich ein Klavierstück von Schubert.

Ein anspruchsvolles Werk, Schubert selbst soll eine Aufführung unter Freunden mit den Worten "Der Teufel soll dieses Zeug spielen!" abgebrochen haben - allerdings war Schubert auch kein außergewöhnlich talentierter Pianist. Die klanglichen Möglichkeiten des Stücks zeugen aber vom großen kompositorischen Talent Schuberts. Große Arpeggien, außergewöhnliche Tremoli: Ein ganzes Orchester in zwei Händen, meinte Robert Schumann. Franz Liszt war fasziniert von dem Stück und bearbeitete es für Klavier und Orchester - die Fassung, in der Kadouch und die Symphoniker das Stück spielen werden. Auch Schuberts dritte Sinfonie in D-Dur steht auf dem Programm. Und auch wenn sie zu Schuberts vollendeten Sinfonien gehört, wurde sie zu seinen Lebzeiten nie öffentlich aufgeführt. Sie ist überraschend kurz, galt deswegen wohl auch lange als "Jugendwerk" des damals 18-Jährigen. Dennoch hat sie einen eigenen Charme, ist sehr frisch und heiter. Eine Sinfonie, bei der sich das Kennenlernen lohnt.

Schubertiade, Sonntag, 13. Januar, 11 Uhr, Herkulesaal, Residenzstraße 1

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