Musik-Tipps zum Fest:Muh, Mäh, Tätärätätä!

Hunderte Weihnachts-CDs kommen jährlich auf den Markt. Da verliert man schnell den Überblick. Zehn Tipps, mit denen Weihnachten ein Knaller wird. In Bildern.

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Weihnachten

Quelle: SZ

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Hunderte Weihnachts-CDs kommen jährlich auf den Markt. Da verliert man schnell den Überblick. Zehn Tipps, mit denen Weihnachten ein Knaller wird.

Was sich an Weihnachten in den vergangenen Jahren verbessert haben soll? Na, der Christbaumständer zum Beispiel! Der hat heute keine vier bis acht Stellschrauben mehr, sondern nur noch einen Fußhebel. Baum rein, Fußhebel runter, fertig. Weihnachtsgeschichte und Gansrezepte kann sich jeder noch kurz vor der Bescherung aus dem Internet laden - dagegen dürften selbst Traditionalisten nichts einzuwenden haben. Und Gott sei Dank muss man heute auch nicht mehr jedem Onkelchen handschriftlich eine liebe Karte schreiben, wie es von Heranwachsenden zu Zeiten von Kanzler Kohl noch erwartet wurde. Lieber kurz mal mit New York skypen, auf die Seychellen smsen oder was aus dem Zillertal streamen, nicht? Oder einfach nur die Klappe halten. "An den Fenstern haben Frauen/buntes Spielzeug fromm geschmückt/tausend Kindlein steh'n und schauen/sind so wunderstill beglückt" (Joseph von Eichendorff ).

Am besten aber ist an Weihnachten 2009: die Auswahl an Musik. Wo es daheim seinerzeit nicht viel mehr gab als "Maria durch den Dornwald ging" oder Zithermusik aus dem Allgäu auf Langspielplatte, wo auf der elterlichen Hifi-Anlage das Interpretenspektrum höchstens von Pater Perne bis zu Anneliese Rothenberger reichte, da ist heute dank MP3 und Media Markt in Sachen Weihnachtsmusik wirklich alles möglich. Vom Dresdner Kreuzchor bis zu Rolf Zuckowski, von Helmut Lotti bis Twisted Sister. Hunderte weihnachtliche CD-Neuerscheinungen kommen jährlich neu auf den Markt. Ein Fünftel der Gesamtumsätze der Musikbranche fallen in die Weihnachtszeit. Hier die jüngsten Titel zum Fest: "Frohe Weihnachten auf Schalke", "Die schönsten Weihnachts-Hits mit Carmen Nebel", "Die Spongebob-Weihnachts-Edition". Da muss doch für jeden etwas dabei sein. Natürlich: dieser Kommerz! Diese Erwartungshaltung! Dieser Patchworkwahnsinn! Das wird die Festtage auch 2009 wieder recht anstrengend werden lassen. Aber wir haben ja noch Vince Guaraldi, Carla Bley, Anouar Brahem, Stevie Wonder und "Silent Night" in der Deathmetal-Version. Daran sollten wir möglichst viele Menschen teilhaben lassen. Damit auch sie ein schönes Fest erleben. Oder um mit Hoffmann von Fallersleben zu sprechen: "Der heilige Christ an Alle denkt,/Ein Jedes wird von ihm beschenkt". Zehn ausgesprochen ernst gemeinte CD-Empfehlungen der SZ-Redaktion. Zum Weihnachtsfest.

Foto: dpa

Text: Martin Zips/SZ vom 19.12.2009/sueddeutsche.de/iko

Charlie Brown

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Vivaldi des Jazz

Sollte es stimmen, dass all jene Menschen besonders glücklich sind, denen es gelingt, ein Leben lang etwas Kindliches in sich zu bewahren, so müssen diese Menschen doch ein Rezept für diese Eigenschaft kennen! Etwas, das es ihnen ermöglicht, sich Jahr für Jahr neu auf Weihnachten zu freuen, obwohl in der simpsonsgelben Welt um sie herum allgemein der furchtbare Einkaufs-, Arbeits- und Familienstress beklagt wird. "Kann mir irgendjemand sagen, worum es bei diesem Weihnachtsfest eigentlich geht?", schreit der depressive Charlie Brown in "A Charlie Brown Christmas", dem seit 1965 immer zu Weihnachten vom US-Fernsehsender ABC ausgestrahlten Peanuts-Cartoon. Nach Charlies Ausbruch geht sein Freund Linus in die Mitte einer Bühne und rezitiert vor einem vollkommen leeren Theatersaal in einem zugleich ergreifenden wie unglaublich komischen Monolog die Weihnachtsgeschichte. Am Ende erklingt das so furchtbar abgenudelte "O Tannenbaum" - allerdings in einer zum Weinen schönen Jazzversion eines der großartigsten Jazz-Pianisten aller Zeiten: Vince Guaraldi. Wem Bachs Weihnachtsoratorium zu schwer, Michael Bublés Weihnachtsgedudel zu aufgeschäumt und die Weihnachts-CD der Toten Hosen zu bemüht erscheint, der wird von diesem wunderbaren, ungekünstelten Jazz-Soundtrack so begeistert sein, wie ein Kind von einer total spießig beleuchteten Nordmanntanne. 33 Jahre nach Guaraldis tödlichem Herzinfarkt ist vor wenigen Tagen dieser steinalte, aber unbedingt hörenswerte "A Charlie Brown Christmas"-Soundtrack wieder in den amerikanischen Charts gelandet. Sollte es ein Rezept für ein fröhliches Weihnachtsfest geben, so sind es Kinder, Kerzen und Jazz von Guaraldi, dem Vivaldi aller blauen Noten.

Text: Martin Zips/sueddeutsche.de/iko Charlie Brown/Foto: reuters

David Bowie

Quelle: SZ

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Zwei für alle Fälle

Natürlich kommt zuerst das Weihnachtsoratorium. Mit Karl Richter am Pult, mit Wunderlich, Crass, der Janowitz und der wunderbaren Christa Ludwig. Von 1964. Das fetzt, dass der Christbaum tanzt. Dann aber, wenn der Baum geschmückt ist (wer mit einer Amerikanerin verheiratet ist, darf nur bunte Elektrokerzen verwenden), ist Schluss mit "Jauchzet, frohlocket". Dann geht's los: "Hello...are you the new butler?" Bing Crosby lacht und lädt David Bowie kurz danach ein, hereinzukommen in die gute Stube, in der sich auch ein Flügel befindet. Und sie singen nun "Little Drummer Boy" und "Peace On Earth", dass einem die Tränen kommen. Aufgenommen wurde das weltberühmt gewordene Duett 1977 für Bing Crosbys TV-Christmas Show. Doch die Umstände allerdings waren wenig weihnachtlich friedlich. Bowie, gerade mal 30 Jahre alt und auf der ersten Höhe des Ruhms, gab zu Protokoll, er mache da nur mit, weil "meine Mutter Bing Crosby liebt", motzte aber, er hasse diesen "Little Drummer Boy" und fragte ungeniert, ob er nicht was anderes singe könne. Flugs komponierte Crosbys Showcrew das harmoniegleiche "Peace On Earth"; und so kam es zum ach so wunderbaren Zusammenspiel. Bing Crosby, 74, starb einen Monat nach der Aufnahme. "See the day when men of good will live in peace...Tarrampapapam" Spiel's nochmal, Babe!

Text: Karl Forster/sueddeutsche.de/iko

2003: David Bowie in New York/Foto: ap

Frank Sinatra

Quelle: SZ

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Champagner, bitte!

Gegen bleierne Müdigkeit, gegen einen dicken Schädel und die schwermütige Gänsebraten-Geselligkeit, die sich an den Feiertagen gerne in deutschen Wohnzimmern breitmacht, haben Frank Sinatra, Dean Martin und Sammy Davis Jr. ein Hausrezept: "Christmas With the Rat Pack". Wer dieses Animationsalbum auflegt, kann eigentlich gar nichts falsch machen. Okay, es sind immer noch Weihnachtslieder, auch ein paar pappsüße amerikanische Hymnen sind darunter, aber selbst die unvermeidliche Beschwörungsnummer "Let It Snow!" klingt auf einmal luftig-leicht, mehr nach Frau Holle als nach glühweinbedröhnten Weihnachtsmärkten, denn der alte Hallodri Dean Martin singt den Song schon ziemlich lässig. Überhaupt, diese Leichtigkeit, das Arrangement der verspielten Glocken, Trompeten und angedeuteten Himmelsposaunen - man möchte sofort den Smoking anziehen und ein paar Gläser Champagner trinken. Spätestens bei "Have Yourself A Merry Little Christmas " wird das Familienhochamt zur Fünfzigerjahre-Party. "Marshmallow World" ist ein weiterer Höhepunkt dieser Gentlemen-Beweihräucherung. So glamourös, gutgelaunt und schnippisch kann Heiligabend auch sein. Wer das Fest zu zweit feiert, sollte sich an den Klassiker "Baby, It's Cold Outside" halten: Swing hält warm, wenn er von innen kommt.

Text: Christian Mayer/sueddeutsche.de/iko

1957: Frank Sinatra/Foto: ap

Winterlandschaft

Quelle: SZ

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Die Gans rutscht vom Teller

Es ist doch immer dasselbe: Irgendwann in den Weihnachtsfeiertagen wirft man das Radio aus dem Fenster, den Fernseher hinterher, weil man die klebrige Soße, die da herausrinnt, nicht mehr erträgt. Man sehnt sich dann nach einer Berghütte, wo niemand ist, auch kein Strom, wo auch keine Nachbarn sind, deren Töchter den ganzen Tag auf der Blockflöte ein paar kümmerliche Tonfolgen üben, die sie dann zur Freude der halbtauben und deshalb entzückten Verwandtschaft unter dem Christbaum zum Besten geben, um vom Opapa noch ein paar Euro extra zugesteckt zu kriegen, weil's doch so schön war. Sind die Fluchtwege verwehrt, gibt es immer noch Gegenmittel. Nein, keine barocken Trompetenkonzerte. Auch nicht das Weihnachtsoratorium, das höre man sich gefälligst live an. Sondern vielleicht Carla Bley. Die hat gerade eine wunderbare Weihnachts-CD aufgenommen, "Carla's Christmas Carols". Die Sensation darauf ist nicht Bleys unfassbar ironisches Spiel an Klavier und Celesta, sondern das Partyka Brass Quintet. Für zehn Sekunden klingt die CD wie jene original russischen Horngruppierungen, die in dunkler Nacht Kulturinteressierten beim Verlassen der Konzertsäle auflauern. Doch dann rutscht mit einer schrägen Dissonanz die Gans vom Teller und die Lieder, die schon die Alten sungen, erklingen ohne Text frisch und leicht subversiv.

Gegen eine härtere Weihnachtsdepression hilft "Notturno", fünf Sätze für Streichquartett und Singstimme von Othmar Schoeck, eingespielt vom Rosamunde Quartett und Christian Gerhaher. Dunkle Schwerstromantik, zu der Nikolaus Lenau Zeilen lieferte wie "Die Freunde sind zu selten / Ohne Denken trinkt das Tier / Und ich lad aus andern Welten / Lieber meine Gäste mir".

Text: Egbert Tholl/sueddeutsche.de/iko

Foto: dpa

Stevie Wonder

Quelle: SZ

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Dieser herzzerreißend bittersüße Schmelz

Eine Weihnachtsplatte ist im Leben eines Popstars ein Ritterschlag, der höchstens mit dem ersten einwöchigen Engagement in Las Vegas vergleichbar ist. Wer eine Weihnachtsplatte aufgenommen hat, gehört endgültig zum Kanon der Popgeschichte. Das war für die Soulstars beim Motown-Label in Detroit wie Stevie Wonder, die Supremes und die Temptations Ende der sechziger Jahr besonders wichtig. Denn mit ihren Weihnachtsplatten besiegelten sie ihren langen Marsch aus dem Untergrund der "Race Music" in die bürgerliche Mitte. Deswegen finden sich auf all diesen Weihnachstalben auch all die saisonalen Klassiker.

Als Stevie Wonder 1967 sein Weihnachtsalbum aufnahm, , das nun als "Merry Christmas" (Universal) wieder aufgelegt wurde, stand er allerdings kurz vor seinem Durchbruch zu einem der innovativsten Popmusiker aller Zeiten. Und so beschränkte er sich nicht darauf, die Weihnachtsstandards neu zu interpretieren, sondern fand neue Wege. Noch musste er die Sücke der Hauskomponisten bei Mo-town singen. Die aber waren ihm schon auf den Leib geschrieben. So gehört "One Little Christmas Tree" von Ron Miller und Bryan Wells zu den herzzerreißendsten Weihnachstliedern aller Zeiten. Nur ist es eben nicht im erhabenen Ton beispielsweise "White Christmas" oder "I'll Be Home For Christmas" gehalten, sondern in jenem bittersüßen Stevie-Wonder-Schmelz, der weit entfernt von Kitschgefahren anrühren kann. Da verzeiht man ihm dann auch das ungelenke "Ave Maria".

Text: Andrian Kreye/sueddeutsche.de/iko

1995: Stevie Wonder in New York/Foto: reuters

Anne Sofie von Otter

Quelle: SZ

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Schwedische Weihnacht

In Schweden ist es zur Weihnachtszeit sehr, sehr dunkel. Der Hauptgottesdienst findet ganz früh am Weihnachtsmorgen statt, zwischen den großen finsteren Wäldern erstrahlt plötzlich die hell erleuchtete Kirche. Die Bedeutung des Lichts wird körperlich erfahrbar. Gegen Mittag wird es ja schon wieder dunkel ... Und die angeblich so kühlen Skandinavier werden emotional, auch in ihren Liedern. Die großartige schwedische Mezzosopranistin Anne Sofie von Otter hat Weihnachtslieder ihrer Kindheit aufgenommen, die von Lichtsehnsucht künden, begleitet von ihrem langjährigen Klavierpartner Bengt Forsberg, dazu auch nordische Kunstlieder von Jean Sibelius oder Edvard Grieg. "Noël" heißt die CD (Deutsche Grammophon), weil die Lieder aus dem dunklen Norden mit französischen, englischen, spanischen und deutschen kombiniert sind. Berührend, aber weitgehend geschmackvoll. Neben Fundstücken wird uns Immergrünes nicht vorenthalten, "Mariä Wiegenlied" von Reger etwa, oder Percy Graingers Arrangement von "Schafe können sicher weiden", einem der berühmten Bach-Ohrwürmer (effektvoll eingesetzt in dem Film-Epos "Australia"). Die perfekte Platte zum Plätzchenbacken oder Geschenkeeinpacken. Und wem dabei die ganze Zeit die Augen trocken bleiben, der hat kein Herz.

Text: Johan Schloemann/sueddeutsche.de/iko 2002: Anne Sofie von Otter/Foto: NDR

Anouar Brahem

Quelle: SZ

8 / 10

Exil und Mokka

Bethlehem liegt in Palästina, im Orient, dort wo man den Oud, die Kurzhalslaute, spielt und das Bendir, ein Tambourin, schlägt. Sollte das Christkind in jener hohen Nacht jenseits der Engelschöre noch Musik gehört haben, dann war es bestimmt eine Melodie, die ein Hirte auf dem Oud anschlug - echte Weihnachtsmusik, zumindest geographisch. Wohl weil ein gerechter Gott fand, dass es jemanden geben muss, der gerade uns Westlern diese Musik nahebringt, wurde vor 52 Jahren Anouar Brahem in Tunesien geboren. Er veröffentlicht nahezu alle Jahre wieder eine CD bei dem ebenfalls gebenedeiten Label ECM. Seine neueste heißt "The Astounding Eyes of Rita" und ist, ehrlich gesagt, beschränkt weihnachtlich.

Anders "Astrakan Café" aus dem Jahre 2000. Nein, für den Unkundigen entsprechen die Stücke nicht dem, was man als in der Weihnachtstradition von Bach und dem rotnasigen Rentier Sozialisierter zunächst unter "besinnlich" versteht. Sie sind leise, ein Hauch Andalusien, melancholisch, fremd, sie schmecken nach Exil und Mokka. Man nehme sich Zeit und lasse Brahems Oud-Melodien, unterstützt von Klarinette und Bendir, über den Kopfhörer in die Ohren fließen. Bald fliegt man durch blauschwarze Dunkelheit, lässt Lehmhäuser unter sich und sieht die Karawane der drei Könige auf dem Weg nach Bethlehem.

Text: Kurt Kister/sueddeutsche.de/iko

Anouar Brahem/Foto: oH

Skopje Jazz Festival

Quelle: SZ

9 / 10

Und dann Licht aus

Selten hat sich die Erkenntnis so bewahrheitet wie bei Curtis Stigers, dass das Äußere das kreative Dasein bestimmt. Als der Sänger und Saxofonist aus Boise, Idaho, noch eine Frisur hatte wie ein Moschusochse, da sang er schwer erträgliche Schmuseballaden. Dann aber merkte er, dass Erfolg nicht alles ist. Er schnitt sich die Haare ab und besann sich seiner Jazz-Wurzeln. Das war so vor zehn Jahren, und seitdem hat Curtis Stigers acht (weihnachtstaugliche!) CDs mit anspruchsvoller Jazz-Musik herausgebracht und gezeigt, dass Talent und Phänotypus durchaus in Einklang zu bringen sind. Das Wichtigste schließlich musste er nicht ändern: Seine raue, warme, sinnliche Stimme, mit der er lässig und sehr cool seinen Jazz präsentiert. Und dass auch ein ernster Jazz-Musiker Kompositionen akzeptieren kann, die nach Charlie Parker oder Thelonious Monk entstanden sind, beweist er durch seine Interpretationen. Er verleibt sich Songs von Bob Dylan, Tom Waits, Mose Allison und immer wieder Randy Newman so intelligent ein, dass man das Gefühl hat, nie die anderen Versionen gehört zu haben. Seine besten CDs zum Fest sind wohl "Real Emotional" und "I Think It's Going To Rain Today". Wer mal Anfälle von Melancholie haben sollte, der sollte sich Stigers "Christmas Is Never" (mit Till Brönner) anhören. Und dann das Licht ausmachen.

Text: Achim Zons/sueddeutsche.de/iko

2009: Skopje Jazz Festival/Foto: reuters

Jeff Scott Soto

Quelle: SZ

10 / 10

Heavy Night

Es kommt der Punkt, an dem die Ohrmuscheln so hoffnungslos verklebt sind von all dem süßlichen Weihnachtsgeraspel, dass es Zeit wird für nichts Geringeres als: Heavy Metal. "We Wish You a Metal Xmas and a Headbanging New Year" heißt das Album, auf dem einige der größten Heavy-Stars aller Zeiten so monstermäßigen Krach machen, dass der Christbaum nadelt. Eine kathartische Erfahrung, schon nach dem ersten, von Jeff Scott Soto unfassbar zynisch herausgejaulten "We Wish You a Merry Christmas" liegt der Plätzchenberg nur noch halb so schwer im Magen. Gleich im Anschluss jagt Lemmy Kilmister das rotnasige Rentier Rudolph zum Teufel, mit freundlicher Unterstützung von Dave Grohl. Testament-Sänger Chuck Billy röhrt "Silent Night" in der Deathmetalversion - weniger Stille Nacht war nie -, und Alice Cooper erläutert, bevor der Beat überhaupt loshämmert, wie man den Helden des Abends richtig buchstabiert: "S-A-N-T-A C-L-A-W-S" - gell, liebe Kinder? Den großartigsten Beitrag hat Ronnie James Dio abgeliefert, mit einem Christmas Carol von 1833, das zuvor schon von Bing Crosby, Ella Fitzgerald oder Neil Diamond gecovert wurde: "God Rest ye Merry Gentlemen". Bei Dio klingt das wie zu Black Sabbath-Zeiten: kraftvoll, hymnisch, hemmungslos sentimental - zum Heulen schön.

Text: Tanja Rest/sueddeutsche.de/iko

Jeff Scott Soto/Foto: oH

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