Musik-Messe:Reden ist Silber, Rocken ist Gold

Musik-Messe: Nach dem Konzert auf die Medien-Couch: Klangfest-Künstler wie Florian Paul & Die Kapelle der letzten Hoffnung geben Auskunft.

Nach dem Konzert auf die Medien-Couch: Klangfest-Künstler wie Florian Paul & Die Kapelle der letzten Hoffnung geben Auskunft.

(Foto: Millaphon)

Branchengeflüster und mehr als 30 Gratis-Konzerte beim "10. Klangfest" im Gasteig

Von Michael Zirnstein

Es geht auch ums Geschäft. Das macht das "Klangfest" zum recht speziellen Hybrid aus Fachmesse, Konzertreigen und einer Art begehbarem Musikmagazin. Ziemlich einmalig in ganz Deutschland sei das, erklärt Daniel Dinkel, der diese "Leistungsschau" der Regionalgruppe Süd im Verband der unabhängigen Musikunternehmer (VUT) mitorganisiert. Dass das Klangfest im Gasteig möglich sei und dies bei freiem Eintritt, liege, so ergänzt Klangfestleiterin Petra Deka (vom Jazzlabel Act), an der Unterstützung durch das Kulturreferat. Dessen Referent Hans-Georg Küppers erinnert sich bei der Pressekonferenz daran, wie man vor elf Jahren beisammen saß und ausbaldowerte, die hiesige Musikwirtschaft stärker in die Öffentlichkeit zu bringen. Dass sich das erdachte "Klangfest" an jedem Pfingstsamstag zu einer "festen Größe", gar einem "musikalischen Highlight" im Kulturkalender entwickeln würde, dass bereits im ersten Jahr 10 000 Besucher in den Gasteig strömten und man nun schon die zehnte Auflage stemme, "damit hat damals keiner gerechnet". Das liege, so gibt Küppers das Kompliment zurück, an den Veranstaltern - "Vollprofis", die das Konzept umsetzen, und dies ehrenamtlich.

Ein eigenwilliges Konstrukt: Ehrenamtlich macht man sich hier für die Wirtschaft stark. Aber eben nicht für die großen Plattenfirmen, sondern vor allem für die vielen feinen Labels und auch Einzelkämpfer und Künstler als Selbstvermarkter. Viele aus der klammen Branche, erklärt Dinkel (selbst bei Galileo Music), könnten es sich nicht mehr leisten, auf internationale Messen zu reisen - deswegen lädt er Branchenvertreter eines Landes, diesmal aus Frankreich, nach München ein. Zudem gibt es einen Veranstalterkongress, einen Gema-Workshop, eine vor allem für Fachleute interessante Diskussion zum Thema "Trends im Musikjournalismus" (um 14 Uhr).

20 Stände sind dann von 15 Uhr an das Bindeglied zum Endverbraucher. Hier informieren Labels wie Himpsl Records, Randomned Music oder Nordic Notes über ihre Arbeit und ihre Künstler, verkaufen ein paar CDs und Konzertplakate, auch Staatsoper, Stadtbücherei und Kulturreferat stellen sich vor. In einer Medienlounge können die Besucher eine halbe Stunde nach den jeweiligen Konzerten zuhören, wie Journalisten (zu denen auch die Musiker Johannes Dobrosche und Frank Wunderer zählen) die Künstler befragen - und selber fragen.

Man kann das Branchengerede aber auch einfach überhören und sich allein den Konzerten widmen. Hier schließlich entfaltet sich die "musikalische Kraft der Metropolregion" (Küppers). Jede Viertelstunde legt auf einer der vier Bühnen im Innenhof, im Kleinen Konzertsaal, im Carl-Orff-Saal und in der Black-Box einer von 32 Acts los und hat dann 45 Minuten Zeit. Das sind Blueser wie Ludwig Seuss oder Reverend Rusty, Jazzer wie Aretha Iskandar, Philipp Schienpek oder Matthias Lindermeyer, Chanson-Erneuerer wie Ecco Meinackke & Andy Luther, Fräulein Tüpfeltaubs Tagebuch oder Florian Paul & die Kapelle der letzten Hoffnung, Mundart-Popper wie Beda mit Palme (samt Topfpflanze), Alternative-Rocker wie Alinea oder das Latin-Folk-Duo Saltyskin. Außer mit seiner Kinderlieder-Gruppe Sternschnuppe (15.30 Uhr) macht Werner Meier auch als Musikkabarettist Späße, ebenso wie die Swing-Punks Die Broccolis oder die Disco-Russen Grupa Karl-Marx-Stadt. Bei allem Business soll der Spaß nicht zu kurz kommen.

10. Klangfest, Sa., 8. Juni, 15-24 Uhr, Gasteig, Eintritt frei

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