Musik - Jamel:Die "Leoniden" sorgen beim Forstrock in Jamel für Stimmung

Deutschland
Jakob Amr und die Indie-Rock-Band Leoniden spielen beim Konzert "Jamel rockt den Förster". Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa (Foto: dpa)

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Jamel (dpa/mv) - Das Festival Jamel Rockt den Förster hat am Freitag nach der Corona-Pause im vergangenen Jahr wieder seine Tore geöffnet. Die Veranstaltung protestiert gegen die starke Neonaziszene in dem Ort. Den Headliner für das in diesem Jahr deutlich verkleinerte Line-up gab am Eröffnungsabend die Indierock-Band Leoniden aus Kiel. "Wir sind das erste Mal ein Überraschungsgast", hieß es von den Bandmitgliedern Jakob Amr und Lennart Eicke im Interview am Freitagabend, indem sie deutlich machten, wie wichtig ihnen das Engagement gegen Rechtsextremismus ist.

Die 450 Zuschauer - die ein Ticket ergattert hatten - konnten sich daneben noch von der Punkband Acht Eimer Hühnerherzen und der Rockformation Deine Cousine in Feierstimmung versetzen lassen. Die Musiker verwandelten die Lichtung hinter dem alten Forsthaus - trotz des feuchten Wetters - für ein paar Stunden in eine lautstarke Partyinsel und setzten damit ein Zeichen gegen Rechtsextremismus und für die Demokratie.

"Wir sind überglücklich, nach zwei Jahren wieder, zusammen mit unserem Publikum und all den fantastischen Bands, ein Jamel rockt den Förster feiern zu können", hieß es von Organisatorin Birgit Lohmeyer am Abend. Kleiner als gewohnt, exquisit wie immer und etwas nasser als gewünscht, so sei der erste Tag gewesen. Es sei trotzdem ein großartiges Erlebnis der Solidarität - für die demokratische, offene Gesellschaft ohne Hass, Rassismus und Ausgrenzung. Auch abseits des Festivals engagiert sich Lohmeyer zivilgesellschaftlich gegen Rechtsextremismus - beispielsweise indem sie Aufklärungsarbeit in Schulen leistet.

Wegen der Pandemie sind in diesem Jahr weniger Gäste zugelassen, es gilt zudem die sogenannte 3G-Regel. Besucher müssen also geimpft, genesen oder getestet sein. In den vergangenen Jahren hieß das Festival schon große deutsche Bands wie die Ärzte, die Toten Hosen oder die Beatsteaks willkommen. Zum ersten Mal fand es im Jahr 2007 statt und lockt normalerweise den Veranstaltern zufolge rund 1500 Gäste in die kleine Gemeinde in der Nähe von Wismar. Für Besucher ist in diesem Jahr auch über die Hygieneregeln hinaus nicht alles so, wie sonst: Keine Infostände von Vereinen und Initiativen, keine Workshops und keine Möglichkeit zu campen. Wen die Gäste am Samstag - dem zweiten und letzten Festivaltag - sehen dürfen, ist wie immer bis zum letzten Moment geheim.

Die Headliner des ersten Abends äußerten sich im Interview auch besorgt: Ihn treibe die Angst um, dass Menschen aus der Mitte der Gesellschaft nicht merken, wie sie die ersten kleinen Schritte in Richtung Extremismus gehen, hieß es vom Leoniden-Frontmann - diese wollen sie "an die Hand nehmen". Rechtsextremismus gebe es dem Künstler zufolge an vielen Orten in Deutschland und er sei heute auch subtiler, man erkenne Neonazis nicht mehr an Bomberjacke und Glatze. Von seinen Künstlerkollegen erwarte er, dass sie zumindest eine Haltung haben und diese auch kundtun, wenn sie danach gefragt werden. Es sei das falsche politische Zeichen, nichts zu sagen, so Amr.

© dpa-infocom, dpa:210917-99-261388/3

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