Musik - Erfurt:Spezielle Ticketpreise bei Bachwochen

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Erfurt (dpa/th) - Um Publikum mit kleinem Geldbeutel den Konzertbesuch zu erleichtern, haben sich die Thüringer Bachwochen zu einem besonderen Schritt entschieden: Die Besucherinnen und Besucher können selbst entscheiden, zu welchen für sie leistbaren Betrag sie Karten kaufen. "Ich finde es wichtig, dass bei uns als vom Steuersäckerl zumindest teilfinanzierter Veranstalter, jeder, der ein Konzert hören will, es auch kann", sagte Festivalleiter Christoph Drescher vor der Programmvorstellung am Dienstag.

Für die Konzerte des Festivals seien Preise als Empfehlung kalkuliert und festgelegt; im Ticketsystem könnten diese jedoch überschrieben werden. Hintergrund seien die Belastungen für viele Menschen, die mit verschiedenen Krisen, der Inflation etwa, einhergehen. "Dank "Pay what you can" ist damit für jeden der Besuch der Konzerte möglich, individuell kann man für sich festlegen, ob man dem vorgeschlagenen Preis folgt, lieber weniger zahlt oder durch eine höhere Summe diese soziale Situation unterstützen möchte", so Drescher.

"Natürlich brauchen auch wir Einnahmen." Letztlich sei die Entscheidung für dieses Preissystem nach Dreschers Auffassung aber mit keinem größeren Risiko verbunden, als es Kulturveranstaltungen in der Zeit nach der Pandemie und während einer Inflation ohnehin erlebt hätten. "Es gibt immer die Unwägbarkeit und die Frage, ob die Leute kommen." Zudem sei das System bei Einzelkonzerten bereits erprobt worden. Mehr Studierende als sonst seien so unter dem Publikum gewesen.Drescher sieht in dem Modell daher auch eine Art Türöffner.

Zudem gebe es auch Besucher, die mehr zahlten, als der kalkulierte Preis. Aktuell seien etwa ein Drittel der Festivalkarten verkauft. "Das entspricht der Dynamik im Vorverkauf vor Corona, etwa wie 2019 oder 2018."

Die Thüringer Bachwochen verbinden Barockmusik, insbesondere Bach-Kompositionen mit zeitgenössischen Werken. Besucher erleben das Festival-Programm an authentischen Wirkungsstätten des Komponisten (1685-1750) in Thüringen. Dazu gehören unter anderem Eisenach, Arnstadt, Erfurt und Weimar.

In der Vergangenheit zählte das von einem Verein getragene und unter anderem vom Land finanziell unterstützte Festival jährlich etwa 20 000 Konzertgänger. Die Corona-Pandemie bescherte einen deutlichen Einbruch der Besucherzahlen, auch im vergangenen Jahr kamen bei 47 Veranstaltungen etwa 14.000 Besucherinnen und Besucher.

In diesem Jahr sind vom 31. März bis 23. April 50 Konzerte geplant. Das Motto lautet "Zuversicht". Das Collegium Vocale Gent unter der Leitung von Philippe Herreweghe eröffnet das Festival mit Bachs "Johannespassion". Zu Gästen zählen hochklassische Musiker wie der Niederländer Ton Koopman und die Akademie für Alte Musik Berlin.

Auch eine gewisse Experimentierfreude behalten sich die Bachwochen bei: So stellt etwa das Orchester im Treppenhaus aus Hannover das neue Programm "Date Deine Musik" vorstellen. Dabei kann das Publikum per App über den Verlauf des Konzertabends mitbestimmen. Besonders ist auch ein Bildungsprojekt innerhalb des Festivals. Die Pianistin und Sterbebegleiterin Nina Gurol arbeitete mit einer Eisenacher Schulklasse an einem Programm, das die Themen Musik und Sterben, Trauer und Hoffnung verbindet.

© dpa-infocom, dpa:230321-99-34635/2

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: