Musik:Edgar Moreau

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Von Harald Eggebrecht

Dass Jacques Offenbach vor all seiner Opéra-bouffe-Herrlichkeit zuerst einmal ein Cellovirtuose gewesen ist, wird in Biografien über den König der Pariser Operette meist nur erwähnt. Doch wurde er wegen seiner Spieltechnik einst als "Franz Liszt des Violoncellos" gefeiert. Mit Liszt hat er ebenso diesseits und jenseits des Rheins konzertiert, ebenso mit Anton Rubinstein und Friedrich von Flotow, dem Komponisten der Erfolgsoper "Martha". Außerdem hat Offenbach mit seinem Spiel Ludwig van Beethovens fünf Cellosonaten in Frankreich bekannt gemacht. Klar, dass er für sein Instrument komponierte, neben einer Reihe kleiner Stücke auch das "Grand Concerto pour violoncelle et orchestre" in G-Dur, das den nur scheinbar martialischen Beinamen "Concerto militaire" trägt.

Es ist ein riesiges dreisätziges Virtuosenkonzert von rund 45 Minuten Dauer. Der Solist muss geradezu bis zur Erschöpfung alles nur Denkbare an Geläufigkeit und Akkordik bis in die höchsten Lagen und bogentechnische Finessen aller Art bieten. Zugleich muss er den Atem und die Kraft haben für weit ausholende Kantabilität im Andante-Satz und den Sinn und die Reaktionsschnelligkeit für die rhythmisch so vertrackte wie mitreißende Pointierungslust im langen Finale. In dem geht es mit fröhlich zum Exerzieren einladender kleiner Trommel und feschen Blechbläserattacken so vergnügt militärisch zu wie in der späteren Operette "Die Großherzogin von Gerolstein".

Offenbach führte es 1847 erstmals auf und hat es auch 1848 gespielt.

Später geriet das Stück für etwa hundert Jahre in Vergessenheit, bis es zuerst in Fragmenten wieder auftauchte. Inzwischen gibt es endlich wieder eine komplette Originalversion, und die hat der junge Franzose Edgar Moreau, Jahrgang 1994, jetzt mit einem solchen Spaß an der virtuosen Freude eingespielt, dass man aus dem ungläubigen Staunen über solche celloakrobatische Behändigkeit herauskommt und häufig über den Witz und die Ironie in dieser Musik vergnügt lachen muss. Das Orchester Les Forces Majeures dirigiert Raphaël Merlin, sonst exzellenter Cellist im berühmten Quatuor Ebène, mit frischem Esprit. (Erato)

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