Hamburg (dpa) - Die litauische Sopranistin Asmik Grigorian ist bei der Premiere von Richard Strauss' „Salome“ an der Staatsoper Hamburg bejubelt worden. Ihr farbenreicher Sopran klang am Sonntagabend mühelos über das riesig besetzte Orchester hinweg. Der Sängerin gelang ein überzeugendes Porträt der zwischen Trotz und Trauma changierenden Kindfrau Salome. Grigorian hatte mit der Rolle 2018 bei den Salzburger Festspielen ihren internationalen Durchbruch.
Regie führt in der Hamburger „Salome“ der russische Regisseur Dmitri Tschernjakow. Es dirigiert Generalmusikdirektor Kent Nagano. In der Rolle des von Salome begehrten Propheten Jochanaan ist der Bassbariton Kyle Ketelsen zu erleben. Als er ihr Werben zurückweist, birst sie schier vor Wut.
Den berühmten Schleiertanz verweigert Salome ihrem Stiefvater Herodes, so anzüglich er sie auch dazu zu drängen versucht. Der Tenor John Daszak verkörpert den Herrscher mit hellem Timbre und als unreifen Gecken. Messerscharf arbeiten Regisseur Tschernjakow und Dirigent Nagano den Sarkasmus heraus, mit dem Strauss die Tragödie zusätzlich auflädt. Das Philharmonische Staatsorchester nimmt jede Wendung der hochkomprimierten Musik flexibel auf.
Jochanaan wird enthauptet, wie es Salome von Herodes verlangt. Den Kopf zeigt Tschernjakow nicht. Er vertraut auf die Vorstellungskraft des Publikums.
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