Musical:Revoluzzer im Liederwald

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Melanie Oster als Robins Gefährte "Little John" (links) und Sandro Luzzo als Sheriff von Nottingham. (Foto: Drehleier)

"Robin Hut - König der Liebe" in der Drehleier versetzt den Helden von Sherwood Forest in die Flower-Power-Zeit

Von Barbara Hordych

Zugegeben, die Verquickung von Robin Hood und Flower-Power-Hits liegt nicht unbedingt nahe. Insbesondere, wenn ausgerechnet der als Rächer der Enterbten berüchtigte Held eine Truppe von Hobby-Revoluzzern mit leise säuselnder Stimme ermahnt: "Peace, Leute - und bloß keine Gewalt". Doch je länger der schräge Liederabend "Robin Hut - König der Liebe" in der Drehleier währt, desto vergnüglicher gerät dieser musikalisch virtuose Ritt durch die Flower-Power-Ära.

Dargeboten wird er von Lipa Majstrovic, Michael Odendahl, Melanie Oster und Sandro Luzzo, einem bereits durch die Vorgängerproduktionen "Italia con Amore" und "Susi oder so" bestens aufeinander eingespielten Quartett. Getreu Robins (Odendahl) Devise, dass sich jedes Problem mit Musik und Liebe lösen lasse, kommen unter anderem Songs von den Beatles, Rolling Stones, The Mamas And The Papas, Hollies, Scott McKenzie, C reedence Clearwater Revival und Elvis zum Einsatz. Und wenn die Revoluzzer "Those Were The Days My Friends" anstimmen, ergibt das sogar irgendwie Sinn: Immerhin basiert der 1968 durch die Folksängerin Mary Hopkin zum Hit gewordene Song auf einem russischen Volkslied, das kurz vor der Oktoberrevolution 1917 sehr populär war.

Wer die ebenfalls von Michael Tasche produzierten Musical-Vorläufer kennt, die längst ihr Stammpublikum in der Drehleier haben, ist dramaturgisch gewagte Winkelzüge gewohnt: Da schlüpft beispielsweise Sandro Luzzo in die Rolle des Sheriff von Nottingham, dem Robins energische Freundin Lady Marianne die Leviten lesen will. Mit ausdrucksstarker Stimme und Latin-Lover-Charme dreht er den Spieß jedoch um: Lady Marianne, verkörpert von der wandlungsfähigen Soul-Diva und Jazz-Dozentin Lipa Majstrovic, muss schließlich bekennen, dass sie ermüdet ist von ihrem "Warmduscher" und "Bäumeumarmer" Robin. Der sich im Sherwood Forest lieber von Little John (Melanie Oster) ein Schlaflied vorsingen lässt, als streitbar in den Kampf gegen den Sheriff zu ziehen.

Das Ende dieses munteren Spiels ist denn auch gleich in zwei Varianten zu erleben. Zunächst stirbt Robin den Heldentod. Aber weil das den Beteiligten (und dem Publikum) viel weniger Spaß macht als ein Happy End, feiert er eine fröhliche Auferstehung. Und einer Vereinigung von Lady Marianne und dem Sheriff sowie von Robin und Little John über alle politischen und geschlechtlichen Grenzen hinweg steht nichts mehr im Wege.

Robin Hut - König der Liebe , Mi., 13. Feb., 9. März, 20 Uhr, Drehleier, Rosenheimer Str. 123

© SZ vom 11.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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