Süddeutsche Zeitung

Museum der Moderne:Immer größer

Bislang konnte Kulturstaatsministerin Monika Grütters nicht erklären, warum das Museum der Moderne teurer als geplant wird. Nun soll der Bundestag mehr Geld bewilligen.

Von Jörg Häntzschel

Beim Humboldt-Forum ist es zu spät, noch einzugreifen. Es wird, das gab das Finanzministerium gestern bekannt, 49 Millionen teurer als geplant. Die Baukosten steigen auf nun 644 Millionen Euro.

Beim geplanten Museum der Moderne jedoch, dem anderen Renommierbau des Bundes in Berlin, wäre ein Umsteuern noch möglich. Doch an diesem Donnerstag läuft die Frist ab. Dann soll der Bundestag die 364 Millionen Euro bewilligen, die der Bau nach heutiger Schätzung kosten soll. Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat aber bereits eine Option auf weitere 86 Millionen ausgehandelt. Dass man 450 Millionen brauchen wird, steht für die Architekten schon jetzt außer Frage: "Wenn man das nicht ausgeben will, kann man das Museum nicht bauen", erklärte Jacques Herzog von Herzog & de Meuron in einem Interview.

Warum das Museum dreimal so teuer wird wie geplant, konnte Grütters bisher nicht erklären. Ein Grund ist, dass es viel größer wird. Nachdem der Bundestag 2014 für ein um 40 Prozent kleineres Gebäude 130 Millionen zuzüglich eines Puffers von 70 Millionen freigab, entschied Grütters sich für einen anderen Standort, an dem ein größeres Museum Platz hat. Dieses war auf 180 Millionen geschätzt. Doch auch diese große Variante wuchs weiter, wie ein Papier des Kulturstaatsministeriums an die Mitglieder des Haushaltsausschusses die wachsenden Kosten zu erklären versucht. Waren für das von Grütters gewünschte große Museum noch 23 000 Quadratmetern Bruttogrundrissfläche geplant, sind es in dem aktuellen Entwurf 31 000.

Nennenswerter Widerstand ist dennoch nicht zu erwarten. Weder von den Abgeordneten der Koalition, die das Projekt hinter vorgehaltener Hand verfluchen, noch von der Opposition. Die Grünen-Abgeordnete Anja Hajduk kündigte an, Grütters darauf einzuschwören, unterhalb der 364 Millionen zu bleiben, dem Betrag also, den Herzog bereits für unrealistisch erklärt hat.

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Quelle:
SZ vom 14.11.2019/qli
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