Süddeutsche Zeitung

Musenkuss:Jeder kann Kunst

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Ein Webportal fordert zum Mitmachen auf

Von Vanessa Kanz, München

Alle großen Künstler haben ihre Musen. Maler haben sie, Modedesigner haben sie. Aber auch diejenigen, die ihre ersten Schritte in der Kunst- und Kulturszene wagen, können zuweilen von der Muse geküsst werden und dabei Wunderbares entstehen lassen. Da überrascht es kaum, dass sich neuerdings auch noch ein Webportal, das Kulturprojekte zum Mitmachen anbietet, so nennt, nämlich: musenkuss-muenchen.de.

Initiiert wurde das Portal von der Stadt Düsseldorf. Vor einem Jahr entwickelt, ist das interkommunale Kooperationsprojekt nun auch für München online. Wie ein Kompass führt das Portal durch die Münchner Kulturlandschaft - bis das Richtige für jeden Einzelnen gefunden ist. Dabei sind alle Genres vertreten: Kunst- und Theaterprojekte, Schreib- und Malwerkstätten, Musik- und Tanzworkshops, Mediencamps und Spielangebote. "Allen Münchnern soll mit diesem Portal die Möglichkeit geboten werden, am kulturellen Leben teilzunehmen - unabhängig von den finanziellen Mitteln", sagt Daniela Biebl, die Projektleiterin von Musenkuss. Die Angebote richten sich an alle Altersgruppen, an Kitas, pädagogische Fachkräfte, Emigranten und Flüchtlinge. "München besitzt seit Jahren ein vielfältiges, buntes Angebot. Das Webportal musenkuss-muenchen.de gibt der bereits vorhandenen Szene ein Gesicht", sagt Daniela Biebl.

Während die Kulturangebote früher vor allem in der Tagespresse und in Fachzeitschriften nachzulesen waren, sind sie nun auf einem speziell dafür konzipierten Portal gebündelt. "Die Projekte auf unserer Website sind qualitätsgeprüft", sagt Biebl. Das heißt: Nur langjährige Anbieter, städtische und städtisch geförderte Projekte sind vertreten. "Wir prüfen außerdem, ob die Angebote unsere Zielgruppen abholen und partizipativ sind. Bei Tanz und Musik funktioniert das beispielsweise leicht", sagt Biebl. Die Interessanten sollen selbst aktiv werden und ihre eigenen Potenziale entdecken. Innovativ und neu dürfen die Projekte auch gerne sein.

Das Portal sieht sich dem Beuys'schen Dictum verpflichtet, wonach jeder Mensch ein Künstler sei. "Der Zeitgeist bewegt sich stark weg von der Repräsentationskultur hin zur Mitmachkultur", sagt auch Susanne Meierhenrich, die Pressesprecherin von Musenkuss. Durch das Flüchtlingsthema beispielsweise würden sich aktuell viele Menschen angesprochen fühlen. Also suchten sie nach Möglichkeiten, sich einzubringen und auszudrücken. Auch im Alltag. Interkulturelle Ideen und Projekte fördern Gemeinsamkeiten: So gab es bereits ein Rap-Projekt mit Flüchtlingen, das auf dem Portal angeboten wurde. Und für Musik braucht bekanntlich keine speziellen Sprachkenntnisse.

Nicht nur Kultursuchende, auch die Kulturanbieter sollen davon profitieren, hofft man beim Kulturreferat, das das Webportal fördert. Bei den mehr als 90 Partnern handelt es sich um Kulturinstitute, Freie Träger, Initiativen und kulturelle Netzwerke - von der Akademie der Bildenden Künste bis hin zum Zirkel für kulturelle Bildung. Die Institutionen können sich durch die Vernetzung und den Austausch gegenseitig stark machen. Das Portal soll zudem als Sprachrohr dienen und neue Zielgruppen erschließen. Die Angebote sollen ermutigen und befähigen, am gesellschaftlichen Leben mitzuwirken. Egal, ob man Bühnen für Theaterstücke mitgestaltet, mit einer Filmregisseurin über die Machart ihres Filmes diskutiert oder sich beim Tanzen verausgabt. Kreativ sein, sich ausprobieren und sich mit anderen austauschen - das stärkt das kulturelle Leben und verbindet. Ob mit oder ohne den Kuss einer Muse.

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Quelle:
SZ vom 29.12.2015
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