Museen - Frankfurt am Main:Pandemiegeschichte schreiben: Museen bitten um Mithilfe

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Ein Mann trägt eingekauftes Toilettenpapier und Küchenrollen aus einem Supermarkt. Foto: Rene Traut/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Frankfurt/Gießen (dpa/lhe) - Zu Pandemiebeginn haben Museen und Initiativen in Hessen dazu aufgerufen, Erinnerungen an die Corona-Zeit einzusenden. Seitdem sind zwei Jahre vergangen und viele Objekte zusammengekommen.

Rund 300 Objekte sowie 150 weitere digitale Zusendungen sind in den zwei Jahren allein im Historischen Museum Frankfurt eingegangen. Darunter sind viele Fotografien und Papierobjekte wie Flyer und Plakate, aber auch Tagebücher und Installationen etwa aus Toilettenpapierrollen. Sie beschreiben den Alltag verschiedenster Menschen und deren Erleben der Pandemie, wie die zuständigen Kuratorinnen, Dorothee Linnemann und Nina Gorgus, erklären.

Eingereicht wurden die Beiträge von Schulkindern bis hin zu Bewohnern eines Seniorenheims, aber auch aus besonders betroffenen sozialen Bereichen - ein Beispiel ist ein Memory-Spiel aus einem Kinderhospiz.

Derzeit werden die analogen Objekte nach und nach in die Sammlung des Museums überführt, während die digitalen Beiträge auf einer öffentlichen Plattform bereitgestellt würden. Noch sei die Pandemie nicht vorbei. "Dementsprechend sammeln wir weiter. Unserer Erfahrung nach geben Menschen zu verschiedenen Phasen Objekte ab, sei es in akuter Lage oder sei es aus der Rückerinnerung. Deshalb wird die Sammlung kein Ende haben", teilen die Kuratorinnen mit.

Auch die Justus-Liebig-Universität Gießen ist an einem solchen Projekt mit Wissenschaftlern aus Bochum und Hamburg beteiligt. Ihr Portal "coronarchiv" soll eine digitale Sammlung von Erinnerungsstücken schaffen. Und mittlerweile sei daraus eine der "aktivsten Corona-Sammlungen von Bürgerinnen und Bürgern weltweit" geworden, teilte ein Sprecher des Projektes aus Gießen, Benjamin Roers, mit. So befänden sich in dem "coronarchiv" derzeit 6503 Einreichungen in fünf Sprachen. Die meisten seien bereits auf der dazugehörigen Internetseite veröffentlicht (www.coronarchiv.de).

"Jede Stimme ist uns dabei wichtig - nicht zuletzt, um diese besondere Zeit für die zukünftige Geschichtsschreibung zu dokumentieren", teilte Roers mit. Unter den eingegangenen Beiträgen befänden sich unter anderem Videos, Bilder von Reflexionen aus Tagebüchern, Fotografien von Corona-Tests und auch Gedichte oder Songs. Bis Ende 2022 wolle man noch sammeln und hoffe auf weitere Einsendungen, erklärte Roers. "Dies ist eine herausragende Möglichkeit, jetzt noch Spuren zu hinterlassen für die Pandemiegeschichtsschreibung der Zukunft."

© dpa-infocom, dpa:220227-99-306118/2

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