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Museen - Eisenach:Neues Jahr bringt noch mehr Musik auf Wartburg

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Eisenach (dpa/th) - Das Musikland Thüringen soll 2020 in den Fokus rücken - auf der Wartburg sind Vorbereitungen für eine passende Sonderausstellung angelaufen. "Wir werden die Musikgeschichte der Wartburg bis zurück ins Mittelalter betrachten, aber auch die reiche Musiktradition des 19. Jahrhunderts", sagte Kuratorin Grit Jacobs am Dienstag in Eisenach.

Es werde darüber hinaus noch mehr geboten: Zu den schon viel beachteten Themen rund um die Wartburg als mittelalterlichen Musenhof und Schauplatz für etwa durch Richard Wagners Oper "Tannhäuser" bekannt gewordenen Sängerkrieg, sollen auch weniger häufig im Mittelpunkt stehende Kapitel aufgeschlagen werden.

Die Lieder, die Studenten sangen, als sie sich 1817 auf der Burg beim Burschenschaftstreffen für einen einheitlichen deutschen Nationalstaat einsetzten, sollen Teil der Ausstellung werden. Ebenso die musikalischen Entwicklungen kurz vor und während der Zeit des Nationalsozialismus sowie Chortreffen in der DDR und die Wartburg in der Popmusik der Gegenwart.

Von 1953 bis 1956 war die Wartburg Schauplatz für deutsch-deutsche Sängertreffen, wie Jacobs erinnerte. Zwar seien sie gelenkte DDR-Veranstaltungen gewesen, doch müssten sie auch gesellige Ereignisse gewesen sein. Es würden noch Zeitzeugen von damals gesucht.

Neben Filmen, und Musikstationen soll die Ausstellung auch Interviews mit Musikern bieten. Jacobs hofft, eine Verbindung zur zeitgenössischen populären Kultur herstellen zu können. "Wir würden gern das "Music Monks"-Video von Seeed zeigen." Die Hip-Hop-Gruppe hatte das Video über längere Zeit auf der Wartburg gedreht.

Neben der am 16. Mai beginnenden Schau "Im Bann des Genius Loci - die Wartburg und die Musik" stehen unter anderem 40 Konzerte auf dem Programm, darunter "Tannhäuser"-Aufführungen. Für diese bereits ausverkauften Vorstellungen gebe es dieses Jahr erstmals Wartelisten, sagte Wartburg-Pressesprecher Andreas Volkert. So bestehe für manche noch Hoffnung auf frei werdende Kontingente.

Daneben zählt Volkert das 400. Wartburgkonzert in Zusammenarbeit mit Deutschlandfunk Kultur zu den Höhepunkten. Dabei tritt der renommierte Hornist Felix Klieser, der ohne Arme geboren wurde auf. Volkert: "Bei seinen Konzerten vergisst man dieses Handicap."

Besuchern dürfte vor allem die Sanierung am Ritterbad auffallen: Risse, undichte Stellen, Salzablagerungen und weitere Mängel machen die Arbeiten an dem im 19. Jahrhundert entstandenen Gebäude notwendig. Die Kosten für die bis zum Frühjahr 2021 geplanten Bauarbeiten werden auf etwa 500 000 Euro geschätzt.

Planungen für den Umbau des sogenannten Chauffeurshaus zum Kulturportal sollen in diesem Jahr beginnen, wie Burghauptmann Günter Schuchardt ankündigte. Dort soll künftig interaktiv auch für andere touristische Ausflugsziele in Thüringen geworben werden. Zu den weiteren Planungen gehöre, einen bequemeren Weg hoch zur Burg zu schaffen. Gerade Besucher mit Handicap tun sich beim teils steilen Aufstieg zu der zum Unesco-Welterbe gehörenden Festung schwer. Auch die Planung des neuen Museumsdepots soll in diesem Jahr angegangen werden.

Mit knapp 300 000 kamen im vergangenen Jahr rund 10 000 weniger zahlende Besucher auf die Wartburg. Schuchardt hofft, die Zahl in Zukunft halten zu können. "Damit können wir wirtschaften." Von einem größeren Besucherstrom geht Schuchardt für 2021/22 aus: Dann ist es 500 Jahre her, dass der Reformator Martin Luther in seinem Exil auf der Wartburg das Neue Testament der Bibel übersetzte.

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