"Munin oder Chaos im Kopf" von Monika Maron:Zart und rabiat

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Eine Frau kreischt Arien, eine Krähe plaudert, ein Aufsatz über den Dreißigjährigen Krieg muss geschrieben werden: Monika Marons Roman ist eine gekonnte Eulenspiegelei.

Von Hubert Winkels

Es gibt diese E.T.-Momente. Unendliche Rührung durch das Fremde, weil es so nah ist. Ein Krähenkopf, schimmernd schwarz, und ein Menschenfinger, der sanft darüberstreicht. Das Versenken des Gesichts im warmen flauschigen Hundefell. Es sind Tiere im Werk der Monika Maron, die für Augenblicke der Erlösung sorgen. Ein Verschmelzen mit dem anderen, das die eigene Isoliertheit aufhebt, die reflexive Distanz zur Welt. Die krähenstreichelnde Ich-Erzählerin heißt Mina Wolf, liebt Tiere und hadert mit den gewalttätigen Menschen. Ein Rabenvogel öffnet ihr dann auch die Augen. Unter den weisen Tieren sind vor allem die Raben die schlauen, im Roman "Munin" die schwarz-graue Nebelkrähe. Munin, mit nur einem Bein. Munin spricht historisch informiert und herzhaft direkt zu Mina.

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