Münchner Kammerspiele zeigen Stück über Mariupol:Zermalmt in den Kriegen des vergangenen Jahrhunderts

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Schmerzhafte Familienaufstellung: Annika Neugart als junge, Johanna Eiworth als erwachsene Natascha, Michaela Steiger als deren Mutter Jewgenia (v. links). (Foto: Maurice Korbel)

Der ukrainische Regisseur Stas Zhyrkov inszeniert an den Münchner Kammerspielen Natascha Wodins Roman „Sie kam aus Mariupol“ viel zu scheu, um der Wucht der Vorlage gerecht zu werden.

Von Egbert Tholl

Auf diesen Moment hat man 100 Minuten lang gewartet, auf den Moment, an dem einen diese unfassbare Geschichte endlich erreicht, nicht nur im Kopf, sondern im Herzen. Annika Neugart, die hier die junge Natascha spielt, erzählt vom Sterben von deren Mutter. Vom Suizid. Vom schon lange angekündigten Gang in die Regnitz. Neugart ist neu an den Münchner Kammerspielen, sie kommt direkt von der Otto-Falckenberg-Schule, sie ist robust, widerständig, eigensinnig, sie kann auch wunderschön singen. Nun also verkörpert sie die noch nicht ganz elfjährige Natascha, die nach Hause kommt, ihre Mutter nicht vorfindet, nur die kleine Schwester, verstört und an Masern erkrankt. Natascha ahnt, was vorgefallen ist, ahnt, dass ihre Mutter, heimatlos geblieben im Nachkriegsdeutschland, einem Deutschland, in dem die Zwangsarbeit unter den Nazis sie fast zugrunde gerichtet hätte, tot ist. Damit endet die Aufführung, damit endet der autofiktionale Roman „Sie kam aus Mariupol“, in dem Natascha Wodin die Spurensuche nach dem Leben ihrer Mutter beschreibt.

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