Süddeutsche Zeitung

Münchner Herbst-Messen:Traumdestinationen

Was die Sammler auf der "Kunst & Antiquitäten" und der "Highlights" erwartet. Eine Vorschau.

Von Dorothea Baumer

Zwei Messen sind es, die dem Münchner Kunstherbst seine spezielle Farbe verleihen. Da ist die Kunst & Antiquitäten, eine Traditionsveranstaltung mit vielen Meriten, die nach wechselnden Schauplätzen von Nockherberg, Postpalast und zuletzt Kleiner Olympiahalle mit ihrer 99. Ausgabe ihre Traumdestination erreicht hat: das Haus der Kunst. Von heute an bis Sonntag, den 20. Oktober, bietet die Messe Gelegenheit, das Angebot von mehr als 50 Händlern zu erkunden.

Die Kunst & Antiquitäten ist bekannt für ihre Vielfalt, für ihr weites Spektrum an Raritäten, an Stilen und Preislagen. Einsteiger fühlen sich ebenso wohl wie gereifte Sammler. Die Aussicht auf überraschende Entdeckungen ist hier stets größer als anderswo. Die Messe bedient viele Geschmäcker. Repräsentative Objekte, barockzeitliche Bibliotheksgloben aus dem italienischen 17. Jahrhundert wie bei Markus Strassner sind ebenso anzutreffen wie bei Tom Tavcar goldene Tabatieren im Handschmeichlerformat.

Liebhaber von Tierskulpturen könnte das köstlich gelockte Pudelpaar eines Grödener Schnitzers um 1800 am Stand von Roderich Pachmann reizen, der hervorragende Volkskunst versammelt, aber auch die japanische Bronze einer Elefantengruppe der Meiji-Zeit bei Josip Kutnjak.

Neben einschlägigen Namen der Klassischen Moderne glänzt das Gemäldeprogramm mit Landschaften der Münchner Schule, besonders Werken von Heinrich Bürkel und Johann Sperl (Galerie Gabelsberg), Eduard Schleich und Karl Raupp (Galerie Decker) sowie Joseph Wopfner (Gailer Fine Art Chiemsee). Doch auch Exotisches ist zu finden, wie die ägyptisierende Pariser Kulissenmalerei zu "Aida" am Stand der Dresdner Galerie Ladrón de Guevara. Asiatica-Sammler werden mit guten Qualitäten von mehreren Spezialisten umworben.

Das Möbelangebot reicht über Barock und Biedermeier weit hinaus, ist mit die Moderne avisierenden Entwürfen von Richard Riemerschmid bei Brigantine 1900 präsent und endet in den Vierzigern und Fünfzigern. Silber aus vier Jahrhunderten, Wiener Jugendstil, Uhren und Schmuck zählen, wie immer auf dieser Messe, zur Fülle der Verlockungen.

Auf der "Kunst & Antiquitäten" wird jeder fündig. Ambitionierte schätzen die noble "Highlights"

Am kommenden Mittwoch dann lädt die kleine, noble Highlights zu ihrer Jubiläumsschau in die Münchner Residenz. In den zehn Jahren seit ihrer Gründung hat sich die Messelandschaft stark verändert, das betrifft auch die Highlights selbst. Kaum ein Gründungsmitglied ist mehr dabei. Die einstigen Händler steuern vielmehr mit der Sonderschau "Orangerie" einen Rückblick mit ausgewählten Exponaten bei und halten so die Erinnerung an die absolut hochkarätigen Anfänge der Messe wach, die nun in einer modifizierten Form mit verjüngtem Profil antritt.

Nach wie vor gilt sie aber als eine der schönsten Messen im Land. Die Alte Kunst, die in Brüssel (Brafa), in Paris (Biennale) und selbst in London (Frieze Masters) kaum noch präsent ist, kann auf der Highlights durchaus Glanzpunkte setzen. Es sind nicht zufällig allesamt Maastricht-Aussteller, die hier den führenden Part übernehmen: Senger mit gotischen Skulpturen und frühen Tafelbildern, der weltweit agierende De Jonckheere, der die niederländischen Altmeistergemälde im Gepäck hat, Mühlbauer mit erlesenem Mobiliar und Kunsthandwerk und Röbbig mit frühen Porzellanen.

Vor allem bieten die 40 Händler aber Moderne und Kunst nach 1945, wobei die Expressionisten von Brücke und Blauer Reiter einen Schwerpunkt bilden. Ob deutsche Hard-Edge-Malerei von Günter Fruhtrunk (Storms), Zero-Kunst (Maulberger) oder internationale Moderne mit Blättern von Pablo Picasso und Fernand Léger (Salis, Wienerroither & Kohlbacher) - das Angebot ist breit. Fotogalerien ergänzen das Bildprogramm, und mit Design-Klassikern stellt sich erstmals die Galerie Stefan Vogdt vor.

Kunst & Antiquitäten. Haus der Kunst, München. Bis 20. Oktober. Highlights. Residenz, München. 16.-20. Oktober.

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Quelle:
SZ vom 12.10.2019
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