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Ermittlungen gegen Donald Trump:Der "Mueller-Report" ist in den USA ein Bestseller

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Und zwar in der gedruckten Ausgabe, für die man bezahlen muss. Damit steht der Text in einer Reihe mit anderen Regierungsberichten wie dem "9/11-Report".

Knapp zwei Wochen nach seiner Veröffentlichung am 18. April ist der "Mueller Report", genauer: der "Bericht der Untersuchung russischer Einmischung bei den Präsidentschaftswahlen von 2016", in den USA ein Bestseller. Und das, obwohl sich jeder das 448-seitige, spärlich bebilderte, aber großzügig geschwärzte Dokument unter www.justice.gov/storage/report.pdf frei herunterladen kann.

Unmittelbar nach der Veröffentlichung im Netz begannen einige amerikanische Buchhandlungen damit, als Book on demand selbstgedruckte Ausgaben des PDFs zu verkaufen. Wenige Tage später lieferten die ersten Verlage bereits ihre eigenen Versionen des Berichts aus. Drei konkurrierende Versionen sind mittlerweile im Handel, teils unkommentiert, teils mit Vorworten, dazu mehrere Audiobook-Ausgaben.

Hunderrttausendfach gekauft und gelesen: Der "9/11-Report" und der "Torture-Report"

Am erfolgreichsten, auch weil am schnellsten gedruckt, ist die Ausgabe, die der Verlag Scribner gemeinsam mit der Washington Post herausgegeben hat. Laut dem Branchendienst NPD Bookscan wurde sie vergangene Woche 42 000 Mal verkauft, öfter als alle anderen Sachbücher. Bei Amazon.com ist die Scribner-Ausgabe sogar das meistverkaufte Buch. Eine andere Ausgabe, ergänzt durch ein Vorwort des Juristen und Trump-Freunds Alan Dershowitz, steht auf Platz 22. Weiter hinten liegt eine unkommentierte Version.

Der Mueller-Report steht in einer Reihe von Regierungsberichten, die die politische Debatte in den USA jeweils jahrelang beschäftigten und die bis heute einschlägige historische Dokumente sind. Alle von ihnen wurden hunderttausendfach gekauft und gelesen, viele wurden selbst zum Politikum, so auch die letzten beiden viel beachteten Berichte, der "9/11-Report" und der "Torture Report", der die Folterpraktiken der CIA zwischen 2001 und 2006 untersucht.

Einer der bekanntesten und umstrittensten dieser Berichte ist der 1964 erschienene "Warren Report", der die Umstände des Attentats auf John F. Kennedy untersuchte. Mindestens ebenso kontrovers war der 1998 veröffentlichte "Starr Report" zur Affäre des damaligen Präsidenten Bill Clinton mit Monica Lewinsky, einer Praktikantin im Weißen Haus. Kurz nach der Veröffentlichung lasen 20 Millionen Amerikaner den Bericht gleichzeitig im Internet, eine Einschaltquote, die der Mueller-Bericht mit seinen erheblich schwerwiegenderen, aber weniger pikanten Befunden wohl nicht erreicht hat.

Eine deutsche Übersetzung des Mueller-Berichts erscheint am 1. Juli im Ullstein-Verlag.

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Quelle:
SZ vom 03.05.2019
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