Moderne Kunst:Royales Frühwerk

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(Foto: Museum Wiesbaden/Gerhard Richter 2018)

In Wuppertal sind nahezu unbekannte Werke von Gerhard Richter zu sehen, so etwa ein farbiges Porträt der Queen von England.

Von Catrin Lorch

An Ausstellungen zum Werk von Gerhard Richter mangelt es nicht. Das liegt zum einen daran, dass es an diesem anspielungsreichen und so außerordentlich klugen Werk immer noch viel zu entdecken gibt, neben neuen, atelierfrischen Gemälden. Und dass das Publikum dieses Werk liebt, nicht nur die ikonischen Motive wie "Onkel Rudi" (1965) oder die zwölf Jahre später gemalte Rückansicht von Tochter "Betty", auch die Wolken, die verwischten Landschaften und die minimalistisch angeordneten Farbfelder, die zur Vorlage seines Fensters im Kölner Dom wurden. Die Retrospektive "Panorama" sahen mehr als eine Million Menschen.

Die Ausstellung "Frühe Bilder", die nach Stationen in Gent und Bonn bis zum 17. Juni im Museum Wiesbaden gezeigt wird, ist nun eine besondere Gelegenheit, dieses epochale Werk zu erleben. Denn die Auswahl ist nicht nur klug gehängt, sondern in Wiesbaden auch am richtigen Ort angekommen. Dieses hessische Museum hatte als eines der ersten überhaupt schon im Jahr 1966 Bilder des im Jahr 1932 in Dresden geborenen Gerhard Richter ausgestellt und kurz darauf auch sechs Gemälde angekauft. Allerdings konnte der Ankaufs-Etat bald nicht mehr mit der enormen Preisentwicklung mithalten - das Konvolut blieb klein, wurde selten publiziert und deswegen von der Szene auch nicht weiter beachtet. Doch jetzt sind in Wiesbaden Werke zu entdecken, die das Zeug haben, zu Ikonen aufzusteigen. "Terese Andeszka" (1964), beispielsweise, ein frühes Medienbild nach einer Tageszeitungs-Seite, bei dem Richter das abgebildete Familienfoto in einem uneinheitlichen Stilmix kopiert und auch ein paar Buchstaben der Überschrift auf die Leinwand übertragen hat. Daneben hängt eines seiner raren, farbigen Porträts, "Königin Elisabeth", datiert auf das Jahr 1967. Die Queen trägt Diadem und Diamanten, und der Pinsel setzt dieser biederen Erscheinung noch ein paar Glanzlichter auf: Die Robe ist mit rosa Farbschwüngen zugerüscht, die Augen strahlen in so naivem Weiß wie die langen Zähne. Elisabeth wird jetzt sicher häufiger zu Ausstellungen eingeladen, sie hat das Zeug, sich neben Betty und Rudi zu behaupten.

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