Süddeutsche Zeitung

Missbrauchsvorwürfe:Spotify löscht Musik von R. Kelly aus seinen Playlisten

  • Der Streamingdienst Spotify wird seinen Nutzern nicht mehr aktiv Songs von R. Kelly zum Hören anbieten. Abrufbar sind sie aber weiterhin.
  • Seit Jahrzehnten werfen Frauen dem US-Popstar sexuellen Missbrauch und andere Vergehen vor.
  • R. Kelly hat die Anschuldigungen zurückgewiesen.

Seit Jahrzehnten gibt es Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen R. Kelly. Nun stehen sie wieder im Fokus der Öffentlichkeit - und der Streamingdienst Spotify zieht Konsequenzen: Er wird die Verbreitung der Musik des US-Popstars deutlich einschränken. Die Titel von R. Kelly sollen nicht mehr in den Wiedergabelisten erscheinen und den Nutzern auch nicht mehr zum Anhören vorgeschlagen werden, teilte Spotify mit. Abrufbar sind seine Titel aber weiterhin.

Wenn ein Künstler "besonders schädliche oder hasserfüllte" Taten begehe, beispielsweise Gewalt gegen Kinder oder sexuelle Gewalt, könne dies die Art der Zusammenarbeit "verändern", erklärte Spotify zu der Entscheidung, die Teil einer neuen Unternehmenspolitik ist. Zugleich verteidigte sich das schwedische Unternehmen gegen den Vorwurf, einen Künstler wegen dessen Verhalten zu zensieren. Allerdings werde Wert darauf gelegt, dass die Musik, die der Streamingdienst anbiete, "unsere Werte spiegelt".

Nach einem Bericht der New York Times hat Spotify die gleichen Maßnahmen gegen den bereits verurteilten US-Rapper XXXTentacion ergriffen. In einem aktuellen Prozess muss sich der Rapper wegen des Vorwurfs der schweren Gewalt gegen eine schwangere Frau rechtfertigen.

R. Kelly hat die Anschuldigungen zurückgewiesen

Die Mitarbeiter von R. Kelly zeigten sich empört über die Entscheidung. Spotify habe den Schritt auf Grundlage "falscher Anschuldigungen" beschlossen und arbeite zudem mit Künstlern zusammen, gegen die ebenfalls Anschuldigungen vorliegen.

Der Internetdienst Buzzfeed hatte im Juli 2017 berichtet, R. Kelly habe mehrere Frauen, die in einem Abhängigkeitsverhältnis zu ihm standen, ausgenutzt. Die Frauen hätten in einer sektenähnlichen Struktur gelebt und R. Kelly sei ihnen gegenüber wie ein "Meister mit totaler mentaler Kontrolle" aufgetreten. Zudem klagte eine weitere Frau gegen den Popstar, dieser habe sie mit einer Geschlechtskrankheit infiziert - obwohl er von der Krankheit gewusst habe. R. Kelly hat die Anschuldigungen zurückgewiesen.

Bereits im August hatte Spotify rund zwanzig Musikgruppen wegen mutmaßlicher Verbreitung von Hassbotschaften aus dem Angebot gestrichen. Die Musiker hätten in Verbindung mit Rassisten oder Neonazis gestanden.

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SZ.de/AFP/khil/cag/liv
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