Mike Love zum 70.:California Dreamin

In Kalifornien, im Land des ewigen Sommers, wurden die Beach Boys zu den ärgsten Konkurrenten der Beatles. Ihr Sänger Mike Love wird nun 70 - und ist weiter auf Surfkurs.

Volker Breidecker

Mit Mike Love und seinen drei Cousins, den Brüdern Carl, Dennis und Brian Wilson, die sich mit ihrem Schulfreund Al Jardine zu einer später unter dem Namen "The Beach Boys" firmierenden Band zusammenschlossen, war zu Beginn der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts das Pazifische Zeitalter des Rock'n'Roll angebrochen. Pearl Harbor war vergessen, Vietnam noch weit, und von einem Tsunami hatte man an Kaliforniens Stränden auch noch nichts gehört.

MIKE LOVE

Surfen und singen: "Beach-Boys"-Sänger Mike Love verbindet heute den Sport und die Musik auch mit Meditation.

(Foto: AP)

Kalifornien war das Land des ewigen Sommers: Al Jardine nannte es augenzwinkernd "eine Art goldenes Paradies, in dem man nur surft und sich sonnt, während hinreißende Blondinen einen mit Kokosnussöl einreiben". Davon sprachen die Songs, und dem entsprach auch das Image der Band. Mit Songs wie "Fun, Fun, Fun" machte sie Furore und pries mehrstimmig die Utopie, wonach alle Mädels des Kontinents zu "California Girls" werden sollten.

Die Zuwanderungswellen aus dem Mittelwesten schienen ihnen Recht zu geben. Und das Surfen, auch wenn es heute eine enorme Bedeutungsverschiebung erfahren hat, machten die sonnengebräunten blonden Wellenreiter weltweit so populär wie nur das Fahren im offenen Ford Mustang: "Run a-run a doo run run."

Von den fünf Gründungsmitgliedern tingelt unter dem Namen Beach Boys nur noch Mike Love zuweilen durch die Lande. Alle internen Zwistigkeiten hat er heute, zumal unter natürlichem Familienschwund, für sich entschieden - und für die Nostalgie, für die der am R&B der fünfziger Jahre geschulte Sänger schon immer stand.

Die Fraktionskämpfe im Lager der Beach Boys hatten schon in den Mittsechzigern begonnen und hörten niemals auf: Auf "Good Vibrations" (1966), dem vokalistisch elaboriertesten Hit der Gruppe, mit dem Brian Wilson den weltweiten Vormarsch der Beatles stoppen wollte, zog sich Mike Love gegenüber der Falsettstimme des Rivalen zwar auf eine harmonische Basslinie zurück, den Titel selbst hingegen und den Sound, den er beförderte, beschimpfte er als "Avantgardescheiße".

Auch künftig, als L.A. County die musikalische Hegemonie über die Westküste längst an die Bay Area von San Francisco und deren originelle Fusionen mit der Musik der Südstaaten abgegeben hatte, blieb Mike Love auf Surfkurs. Seit einer historischen Begegnung mit dem Guru Maharishi Mahesh Yogi verbindet er das Surfen und Singen zudem mit Transzendentaler Meditation, für die er sich auch gemeinnützig engagiert.

Am Lake Tahoe, wo er sich niedergelassen hat, begeht Mike Love heute seinen 70.Geburtstag. "Get around, 'round, 'round, I get around ..."

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