Mick Jaggers neue Band "SuperHeavy":Vom Fluch, ein Stone zu sein

Mick Jaggers größtes Problem war immer, dass er zwischen den kernigen Rockstars bei den "Rolling Stones" der einzige Popstar war - und seine Solo-Alben niemand wirklich hören wollte. Nun gründet er eine neue Band, unter anderem mit Joss Stone, Dave Stewart und dem Sohn von Bob Marley. Obskur.

Andrian Kreye

Mick Jaggers größtes Problem war immer, dass er zwischen all den kernigen Rockstars bei den Rolling Stones der einzige Popstar war. Wobei sich der Popstar vom Rockstar vor allem dadurch unterscheidet, dass er sich immer wieder neu erfinden kann oder muss. Dabei sitzt er öfter mal albernen Moden auf.

Jaggers lebenslanger musikalischer Partner Keith Richards beschreibt das in seiner Autobiographie. Wie Mick Jagger dauernd Disco spielen wollte. Wie er immer darauf schielte, was Rod Stewart, Elton John und David Bowie nun wieder machten, weil er auch so gerne den Puls der jeweiligen Zeit getrieben hätte. Denn die Stones waren mit ihrem Bluesrock zwar immer grandios, aber nie modern.

Vier Soloalben hat Jagger seit 1985 schon aufgenommen. Alle vier waren ordentliche, zur jeweiligen Zeit moderne Pop-Platten, die allerdings niemand wirklich hören wollte. Weswegen Jagger nie ein eigenständiger Popstar wurde, sondern musikhistorisch immer der Sänger der Rolling Stones blieb.

Nun hat er wieder ein Soloprojekt begonnen, mit dem er sich vom Fluch der Stones befreien will. Eine Supergroup mit dem Namen SuperHeavy, der wohl beschreiben soll, was einen da erwartet. Neben Jagger besteht die Band aus Dave Stewart, der in den achtziger Jahren mal eine Hälfte der Eurythmics war, Bob Marleys Sohn Damian, der Soulsängerin Joss Stone und dem Filmkomponisten A. R. Rahman, der für seinen Slumdog Millionaire-Soundtrack zwei Oscars bekam.

Musikalischer Swingerclub

Supergroups kamen Mitte der Siebziger Jahre in Mode, als den Rockstars nach den aufregenden Aufbruchsjahren nichts mehr einfiel, und sie einfach mal mit anderen Leuten spielen wollten, statt mit der eigenen Band. Die wenigsten dieser musikalischen Swingerclubs funktionierten. Crosby, Stills, Nash & Young und Cream waren die Ausnahmen. Meist war die Qualität in der Summe geringer, als wenn ein einzelnes Talent sie ausgespielt hätte. Glücklicherweise ist die Popkultur kurzlebig, deswegen erinnert sich heute kaum noch jemand an Velvet Revolver, die Traveling Wilburys oder Journey.

Nun kann man schlecht eine Band beurteilen, die bisher nur vierzig Sekunden Musik veröffentlicht hat. Die eine Strophe und der Refrain des Songs "Miracle Worker" klingen wie eine gut gelaunte Jam Session. Man hört über einem Roots Reggae Beat vor allem Joss Stone und Damian Marley. Mick Jagger taucht nur kurz im Hintergrundchor auf.

Das ist sicherlich der gewünschte Effekt. Und könnte der Hinweis darauf sein, dass sich Mick Jagger gerade in einer ganz anderen Lebenskrise befindet. Dass er mit knapp 67 Jahren keineswegs noch ein richtiger Popstar werden will, sondern gerne wieder Musiker wäre.

Filmstars machen solche selbstreinigende Karriereschritte oft, indem sie eine Nebenrolle in einem kleinen Kunstfilm annehmen, um wieder authentisch zu wirken. Neugierig macht es natürlich, was Jagger mit dieser obskuren Fünf-Generationen-Combo eingespielt hat.

Wahrscheinlich will man ihn dann aber doch lieber wieder mit den Rolling Stones hören, für die er ja immer noch singt. Aber das ist eben sein Fluch.

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