Schauspieler Michael Keaton wird siebzig:Der dunkle Ritter

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Tim Burton setzte 1989 ihn als "Batman" durch und machte ihn berühmt: Michael Keaton. (Foto: Chris Pizzello/dpa)

Michael Keaton hat viele tolle Charakterrollen gespielt, unvergessen aber bleibt er als "Batman" für Tim Burton. Ein Gruß zum siebzigsten Geburtstag.

Von Fritz Göttler

Das Problem, das der sympathische junge Mann hat, kennt man aus Dutzenden von Liebeskomödien - er hat der Frau, die er liebt (und mit der er geschlafen hat) seine Identität verheimlicht, ihr nicht gesagt, wer er wirklich ist. Und weil er außerdem geflunkert hat, er würde für ein paar Tage wegfahren, ist sie besonders gekränkt und sauer. Jetzt kommt er also zu ihr, um alles klarzumachen, er hat eine Rose dabei.

"Du weißt", fängt er an, etwas umständlich, "Menschen haben verschiedene Seiten in ihrer Persönlichkeit. Manchmal führt einer eigentlich ein anderes Leben ..." Sie vermutet das Schlimmste - er ist verheiratet! Nein, beschwichtigt er, zerrt den Mantel runter, reibt sich das Kinn und versucht es noch einmal. "Schau, mein Leben ist wirklich ... komplex. Du weißt, ein normaler Mensch steht auf, geht die Treppe runter, isst Frühstück, küsst jemanden zum Abschied und geht in eine Arbeit ..." Da klingelt es an der Tür.

Es ist eine superbe Szene, innig und komisch gespielt von Michael Keaton und Kim Basinger. Der junge Mann ist der millionenschwere Bruce Wayne, die junge Frau ist die Fotografin Vicki Vale. Was Wayne ihr bekennen will, ist, dass er in der Nacht unterwegs ist als Batman, der Kämpfer für Gerechtigkeit, der Fledermausmann, der Gotham City verunsichert, vor allem die Gangster und Chaoten. Eine Szene aus dem ersten "Batman"-Film von Tim Burton, 1989. Wer dann an der Tür klingelt, ist der ungehobelte fiese Joker (Jack Nicholson), aber Wayne scheint fast froh über diese Unterbrechung zu sein.

Mit dem Batman ist Michael Keaton über Nacht zum Superstar geworden, und heute, an seinem siebzigsten Geburtstag, immer noch populär. Ein bipolarer Superheld, fünfzehn Jahre vor der "Dark Knight"-Trilogie von Christopher Nolan. Burton musste Keaton gegen den Widerstand der Produzenten und Studioleute durchsetzen, die nicht recht überzeugt waren vom stillen Keaton. In den Jahren nach diesem Supererfolg hat er sich bemüht, wieder ernsthafte Rollen zu kriegen, da war die Aufmerksamkeit natürlich geringer. Den dritten Batman-Film wollte er nicht mehr machen, weil Tim Burton nicht mehr dabei war. Val Kilmer und George Clooney kamen daraufhin zum Zug.

Geboren ist Michel Keaton am 4. September 1951, als Michael Douglas - weil es schon einen Akteur mit diesem Namen gab, wandelte er sich für die Actor's Guild zu Michael Keaton. Seit Jahrzehnten hat er eine große Ranch in Montana, wo er oft sich aufhält, um zu fischen und zu jagen - klassisches Trump-Territorium. Er selber hat im Wahlkampf Hillary Clinton unterstützt, später Joe Biden. Einen seiner letzten Filme, "Worth", für Netflix, über einen Entschädigungsfonds für die Oper des 11. September, hat er selber produziert, Mitproduzenten waren unter anderen die Obamas.

Bei Tarantino spielte er leidenschaftlich unglücklich

Angefangen hatte Keaton mit Stand-up-Komik und bei der legendären Nachbarschafts-Familienserie von Fred Rogers. 1988 kam die erste Teamarbeit mit Tim Burton, "Beetlejuice", eine Geschichte aus einem Geisterhaus, mit durchgeknallten Spukgestalten und ratlosen Verstorbenen, voll improvisiert. Keaton durfte sich hemmungslos austoben, wenig später dann auch literarisch, als Dogberry in der Shakespeare-Verfilmung "Viel Lärm um nichts" von Kenneth Branagh.

Er war ein Drogensüchtiger auf Entzug in "Clean and Sober", ein CIA-Mann in "American Assassin", Ressortleiter des Boston Globe, der Missbrauch in der städtischen Priesterschaft aufdeckte, in "Spotlight". Eindrucksvoll auch sein Drogen-Cop in Quentin Tarantinos "Jackie Brown", der gern mit seinem Motorradhelm unterm Arm herumläuft und sich während des Good Cop, Bad Cop-Spiels ein bisschen verguckt in Pam Grier in der Titelrolle - da ist er auf eine unglaublich leidenschaftliche Weise unglücklich.

Und er war Ray Kroc, in "The Founder", der als Vertreter für Milkshake-Mixgeräte über Land zieht, sich mit zwei Brüdern zusammentut, die ein tolles Konzept haben, wie man das amerikanische Volk seriell mit Burgern und Pommes abfüttern könnte. Diese drängt er dann aus dem Unternehmen, ihren Namen behält er aber bei, denn der, McDonald, ist einfach attraktiver und amerikanischer als der seine, Kroc. Ihr wisst, sagt er, Verträge sind wie Herzen. Sie sind gemacht, um gebrochen zu werden.

Im Jahr 2014 hat er in "Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)" von Alejandro González Iñárritu die beiden Keaton-Seiten fusioniert, einen Schauspieler verkörpert, der als Superheld "Birdman" mit Cape Supererfolge hatte, nun am Broadway ein Stück nach einer Kurzgeschichte von Raymond Carver rausbringen will - irgendwie aber nicht mehr sicher ist, wie er den neuen Absprung schaffen könnte. Es gab einen Golden Globe für diese Performance und eine Oscar-Nominierung. Und in "The Flash", der nächstes Jahr starten soll, ist Keaton wieder als Batman dabei, der Film wirbelt diverse Paralleluniversen durcheinander, sodass der ältere Batman von Michael Keaton auftaucht neben dem von Ben Affleck.

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