Michael Jackson: Fan-Abschied:"Sowas wie er, das war nur Elvis"

Nur 20.000 konnten in Los Angeles mitfeiern. Aber hunderte Millionen auf der ganzen Welt verfolgten die pompöse Gedenkparty in Fernsehen und Internet.

Sein vergoldeter Sarg stand zum Abschied noch einmal im Zentrum einer großen Bühne - der größten, die selbst Superstar Michael Jackson jemals gehabt haben dürfte. Millionen Menschen würdigten und feierten am Dienstag weltweit das Lebenswerk des "King of Pop". Sie verfolgten die Trauerfeier im Fernsehen, im Internet und bei öffentlichen Übertragungen.

Michael Jackson: Fan-Abschied: Abschied gefeiert wurde auch in Berlin: 5000 Fans Michael Jacksons versammelten sich zu einer Trauerfeier für den gestorbenen Popstar.

Abschied gefeiert wurde auch in Berlin: 5000 Fans Michael Jacksons versammelten sich zu einer Trauerfeier für den gestorbenen Popstar.

(Foto: Foto: Getty)

Die Sender rechneten mit mehreren hundert Millionen Zuschauern. Auch einige deutsche Fernsehsender hatten für den "King of Pop" ihr Programm umgestellt. Kinos luden zu Public Viewings ein.

Im Stapels Center von Los Angeles selbst konnten nur 20.000 Fans die Gedenkparty verfolgen. Einer von ihnen, der 31-jährige Holländer Nils Raneijer hatte vor der Trauerfeier prophezeit, dass "sie überwältigend sein wird und alle 20.000 Menschen in der Arena zu einer Einheit verschmelzen werden".

Seine Voraussage erfüllte sich spätestens mit dem Jackson-Song "We Are The World", das Familienmitglieder, Stars und Kinder zum Schluss der Veranstaltung gemeinsam auf der Bühne sangen. "Es fühlte sich an, als gehörten wir alle zusammen", beschrieb Jason Baker aus San Francisco seine Eindrücke. "Viele schluchzten". Manche Redner wurden mit Ovationen und Zurufen für ihre Würdigung von Jackson belohnt. "Es war eine emotionale Achterbahn", sagte Baker.

Vor der Arena hatten verzweifelte Fans bis zuletzt gehofft, noch Zutritt zu der Megaveranstaltung zu bekommen.

Der 29-jährige Kanadier Thierry Marceau sah dem Superstar in einer schwarzen Perücke, Maske und einem der typischen Jackson-Anzüge zum Verwechseln ähnlich. Sein Outfit verhalf ihm zur Gunst einer Jackson-Anbeterin aus Frankreich, die ihm ihr zweites Tickets wegen seines gelungenen Aussehens kostenlos überließ. Auf die Frage, ob die Gedenkfeier wohl nach Michaels Gusto verlaufen würde, sagte er: "Ich glaube, er hätte sich lieber wie im Märchen mit einer gläsernen Kutsche nach Neverland bringen lassen, wo dann alle seine Träume wahr geworden wären."

Für das große Michael-Jackson-Memorial herrschte am Dienstag in Los Angeles, der "Stadt der Engel" der Ausnahmezustand. Die Polizei hatte sich für bis zu eine Million Fans gerüstet. Dem Ansturm von Fans und Reportern aus aller Welt waren Sicherheitskräfte und Veranstalter jedoch gut gewachsen.

Abschied gefeiert wurde auch in Berlin: 5000 Fans Michael Jacksons versammelten sich zu einer Trauerfeier. In der Berliner Halle O2 World sahen sie auf Videoleinwänden die Übertragung aus dem Staples Center.

Still schlossen sich die deutschen Zuschauer der rund zwanzigminütigen Schweigepause zu Beginn der TV-Übertragung an. Als dann der Sarg des Popstars im gleißenden Scheinwerferlicht erkennbar wurde, brach in der Berliner Halle Jubel aus. Später brandeten Begeisterungswogen durch die Halle, als der berühmte "Moonwalk" zu sehen war.

An nachdenklicheren Stellen zündeten Besucher Feuerzeuge an, viele weinten.

Im Berliner Publikum saß auch die deutsche Sängerin Nina Hagen. Michael Jackson habe mit seiner Musik versucht, die Welt zu einen, sagte sie.

Am Eingang hatte sich hunderte Besucher in Kondolenzbücher für den Popstar eingetragen. "Michael, du bleibst immer der King of Pop", hieß es ein ums andere Mal. Die 22-jährige Berlinerin Jenny Ernst war in eine US-Fahne mit dem Namen ihres Idols darauf gehüllt. Als Kind habe sie nach einem schweren Unfall auf der Intensivstation gelegen, erzählte sie. Ihre Mutter habe ihr damals ein neues Musikvideo von Michael Jackson mitgebracht und vorgespielt. "Das hat mir unendlich geholfen", erinnerte sie sich, den Tränen nahe. "Sowas wie er, das war nur Elvis", sagte der 25 Jahre alte Richard Rabeus. "Nun ist er tot - und als Legende unsterblich."

Auch in vielen anderen deutschen Städen versammelten sich Anhänger Michael Jacksons. In Frankfurt beispielsweise hielten rund 200 Fans eine Mahnwache ab. Während der Trauerfeier in Los Angeles trafen sie sich in der Innenstadt, wo seit Tagen Kerzen und Blumen an Jackson erinnern.

Belastungsprobe für das Internet

Doch nicht nur Millionen von Fernsehzuschauern haben weltweit die Trauerfeier verfolgt - auch für das Internet wurde die Zeremonie zu einem Großereignis. Für das weltweite Datennetz dürfte die Übertragung zu einer der größten Belastungsproben seit dem Tod von Prinzessin Diana geworden sein.

Eine Vielzahl von Websites, Netzwerke und Portale übertrug live aus der kalifornischen Metropole und hatten mit der Vielzahl an Zugriffen durch die Nutzer teilweise erheblich zu kämpfen.

Der Ansturm hatte auf vielen Sites schon vor Beginn der Zeremonien für eingefrorene Standbilder oder schwarze Bildschirme gesorgt. Auf der Internetsite des TV-Senders n-tv zum Beispiel waren die Server bis an die Leistungsgrenzen belastet. "So etwas haben wir noch nicht erlebt", sagte Julian Weiss, bei n-tv für neue Medien zuständig. Es habe "immense Zugriffszahlen" gegeben.

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