Michael Ballhaus über seine Zeit in den USA:"Hollywood ist viel härter geworden"

Michael Ballhaus ist einer der gefragtesten Kameramänner weltweit. Zuletzt drehte er mit Martin Scorsese "Departed - Unter Feinden". Im Gespräch mit dem SZ-Magazin verrät er, warum er Hollywood jetzt den Rücken kehrt.

Max Fellmann und Jan Heidtmann

Der große Kameramann Michael Ballhaus hat Stars wie John Travolta, Jack Nicholson und Robert De Niro gefilmt. Jetzt verlässt er Amerika. Ein Rückblick auf das Leben hinter den Kulissen.

Michael Ballhaus über seine Zeit in den USA: Blick in die Zukunft: Nach seiner erfolgreichen Zeit in Hollywood kehrt Michael Ballhaus jetzt nach Deutschland zurück.

Blick in die Zukunft: Nach seiner erfolgreichen Zeit in Hollywood kehrt Michael Ballhaus jetzt nach Deutschland zurück.

(Foto: Foto: AP)

SZ-Magazin: Herr Ballhaus, nach 25 Jahren haben Sie sich von Hollywood verabschiedet und kehren nach Deutschland zurück. Weshalb?

Michael Ballhaus: Der Entschluss entstand eigentlich vor zwei Jahren, bei den Dreharbeiten zu "Departed -­ Unter Feinden". Ich werde dieses Jahr 72, ich habe fast 100 Filme gedreht, ich habe eigentlich alles erreicht, was man erreichen kann in diesem Beruf. Und "Departed" war ein sehr anstrengender, ein sehr schwieriger Film. Wir haben bis zu 18 Stunden am Stück gedreht, da steht man dann in meinem Alter morgens um vier am Set und denkt: Muss das eigentlich noch sein?

SZ-Magazin: Sie haben vor Kurzem gesagt, Sie wollten weg aus Hollywood, weil die Luft dort dünner geworden sei. Was heißt das?

Ballhaus:Die Arbeit wird immer schwieriger, selbst für so berühmte Regisseure wie Martin Scorsese oder Robert Redford. Wenn die bestimmte Vorgaben der Studios nicht erfüllen, bekommen sie ihre Filme einfach nicht mehr finanziert.

SZ-Magazin: Können Sie ein Beispiel nennen?

Ballhaus: Nehmen Sie "Departed". Da hat das Studio Warner Brothers gesagt, die beiden Stars, Leonardo DiCaprio und Matt Damon, sind zwar gut, aber eigentlich bräuchten wir bei Kosten von 100 Millionen Dollar noch einen, der ein anderes Publikum ins Kino holt als die beiden. Und dann wollten sie Jack Nicholson. So kam er zu dem Projekt.

SZ: ... und wurde zur zentralen Figur des Films. Es hat zu enormen Spannungen zwischen Nicholson und den anderen geführt, weil er sich massiv in die Regie eingemischt hat.

Ballhaus: Der hat ganze Szenen komplett neu erfunden. Aber ja, wenn man kommerziell denkt, war die Besetzung trotzdem akzeptabel.

SZ-Magazin: In welchen Fällen ist so etwas richtig schiefgegangen?

Ballhaus: Zum Beispiel, als Robert Redford "Die Legende von Bagger Vance" drehte. Die Besetzung war nicht seine Wahl, sondern die des Studios. Die haben gesagt: Wenn wir den Film finanzieren, brauchen wir einen richtigen Star. Robert Redford wollte Morgan Freeman und Brad Pitt. Das sind doch Stars. Die hatten keine Zeit. Also haben wir drei Wochen gewartet, bis die Studiobosse Will Smith und Matt Damon präsentierten. Für einen echten Star wie Robert Redford, der als Schauspieler schon viele Filme gemacht hat, ist das eine Erniedrigung. Er hat dann auch nie einen richtigen Draht zu Will Smith gefunden, obwohl der immerhin sein Hauptdarsteller war. Der Film war dann ja auch kein großer Erfolg.

SZ-Magazin: Wie muss man sich das vorstellen? Ruft da irgendwann die Studioleitung an und sagt: "Hören Sie mal, Herr Redford, Sie drehen jetzt mit Smith und Damon"?

Ballhaus: Die haben gesagt: "Der Film kostet 70 Millionen, den können wir nur machen, wenn wir zwei major bankable Stars drin haben. Entweder Sie akzeptieren das, oder wir machen den Film nicht."

SZ-Magazin: "Bankable", das heißt so viel wie "bankfähig"?

Ballhaus: Ja, das nennt man so. Ein Star ist bankable, er bringt das Geld.

Das vollständige Interview können Sie unter sz-magazin.de nachlesen.

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