Eine neue Oper darf auch mal ohne organisierten Klang anfangen: Da sitzt einer auf schummrig leerer Bühne am Flügel und will als Klavierstimmer die Töne der Stahlsaiten aus der gewohnt „temperierten“ Stimmung zwingen. Hinter ihm hängt bühnenbreit eine Leinwand: Minutenlang flimmern Bilder einer Zugfahrt durch die Landschaft, im Abteil sprechen Reisende, spätere Darsteller der Oper, aufgekratzt miteinander. Zerfaserter Orchestersound entsteht leise, niemand singt. Es beginnt ein Reigen der Filmschnitte, unterlegt mit schimmernder Musik. Die Uraufführung eines solchen Opernrätsels hat die Berliner Staatsoper noch kurz vor Saisonende auf die Bühne gebracht. „Melancholie des Widerstands“ heißt das Musiktheater des französischen Komponisten Marc-André Dalbavie, Jahrgang 1961 – ausgerufen als „Opéra avec Film“ – oder auf Deutsch: „Eine filmische Oper“. Sie bestimmt, das Libretto schrieb Guillaume Métayer, die experimentelle, perfekt sitzende Struktur und Form der Aufführung.
Staatsoper Berlin:Schimmernde Musik, flackernde Bilder
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An der Berliner Staatsoper überzeugt die Film-Oper „Melancholie des Widerstands“ mit Marie Jacquot am Pult.
Von Wolfgang Schreiber
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