Mein Lied (5): Natalia Avelon:"Michael Jackson war prägend"

Sie war die wilde Uschi in dem Kinofilm "Das wilde Leben". Musikalisch aber gehört ihr Herz nur einem.

Lena Schilder

Sie spielte das legendäre Hippie-Groupie Uschi Obermaier in dem Kinofilm "Das wilde Leben" (2007) und stürmte zeitgleich mit der sinnlichen Coverversion von "Summer Wine" im Duett mit Ville Valo die Charts. Im Frühjahr 2010 war sie mit "Kommissar LaBea" im Fernsehen zu sehen. Ihr persönlicher Held ist und bleibt aber Michael Jackson - besonders zu "Billy Jean" tanzt Natalia Avelon gerne durch die Wohnung.

Natalia Avelon

Schauspielerin Natalia Avelon wurde 1980 in Breslau, Polen, geboren und ist im Alter von acht Jahren mit ihrer Familie nach Deutschland gezogen. Bekannt wurde sie als Uschi Obermaier in dem Kinofilm "Das wilde Leben".

(Foto: Getty Images)

sueddeutsche.de: Ihr Lieblingslied ist Billy Jean? Das habe ich heute morgen noch im Radio gehört - und es wird vermutlich noch in 20 Jahren dort gespielt werden. Sie gehen also auf Nummer sicher.

Natalia Avelon: Ja, ein absolut zeitloser Klassiker, den man gleich nach den ersten Beats erkennt.

sueddeutsche.de: Singen Sie mit, wenn es läuft? Dass sie singen können, haben sie ja schon mit Summer Wine bewiesen.

Avelon: Ich habe gleich im Anschluss noch Gesangsunterricht, weil ich gerade dabei bin, musikalisch wieder aktiv zu werden. Aber spruchreif ist noch nichts. Im Auto singe ich sehr viel und sehr gerne.

sueddeutsche.de: Am liebsten Michael-Jackson-Songs?

Avelon: Seine Musik begleitet mich überall hin. Ich höre sie im Auto, auf dem iPod, auf dem Handy und über den Rechner.

sueddeutsche.de: Das klingt nach großem Fan.

Avelon: Absolut. Das war ich schon als kleines Kind. 1982 kam sein Thriller-Album raus, da war ich zwei Jahre alt, meine Mama war 26, und wir haben noch in Polen gelebt. Michael Jackson lief bei uns dauernd. Als Teenager war ich sogar richtig verliebt in ihn, ich mochte sein androgynes, freundliches Wesen. Und besonders sein Lächeln.

sueddeutsche.de: Sein Lächeln?

Avelon: Ja, das prägt meinen Männergeschmack bis heute. Ich achte bei Männern besonders auf das Lachen - das muss strahlend und sympathisch sein und entscheidet, ob ich mich verliebe oder eben nicht.

sueddeutsche.de: Und warum ausgerechnet Billy Jean?

Avelon: Ich mochte immer auch die Kurzgeschichten, die Michael Jackson in seinen Videos erzählt. Bei Billy Jean verfolgt ihn dieser Detektiv über den beleuchteten Boden - großartig.

sueddeutsche.de: Zu dem Song hat er ja auch das erste Mal den Moonwalk getanzt.

Avelon: Genau. Und ich tanze wahnsinnig gerne. In München habe ich lange privaten Tanzunterricht genommen, weil Tanzen so befreiend und sexy ist. In Clubs gehe ich nicht mehr so oft, die Teenager rücken ja doch nach. Aber bei Veranstaltungen in der Branche wird oft getanzt.

sueddeutsche.de: Bei Billy Jean ist Tanzen die Metapher für Sex.

Avelon: Klar, Tanzen ist bis heute die Metapher für Sex. Und zwar in allen Genres. Das kann ja auch harmlos sein, man muss ja nicht gleich miteinander nach Hause gehen. Die Körpersprache ist sehr wichtig. Für mich ist das sehr meditativ.

sueddeutsche.de: Es ist ein ambivalenter Song. Durch die Beats möchte man tanzen, aber der Text ist ernst, fast schon eine Verteidigungsschrift.

Avelon: Als Kind war mir das natürlich nicht bewusst, als Teenager auch noch nicht, da lernt man ja gerade erst Englisch. Das macht Michael Jackson für mich aber auch aus, vieles bei ihm war ambivalent, versteckt und gegensätzlich.

sueddeutsche.de: In Billy Jean behauptet eine Frau, der Sänger sei der Vater ihres Kindes. In seiner Biographie hat Michael Jackson geschrieben, dass ihm und seinen Brüdern das einige male passiert sei. Sie stehen auch in der Öffentlichkeit. Haben Sie mit Gerüchten zu kämpfen?

Avelon: Ich versuche, nicht zu viel von mir preiszugeben. Aber Zwischenfälle gibt es natürlich schon. Wie beim Produzentenball in Berlin. Da hat mich Thomas Kretschmann zum Spaß geküsst, ich drücke ihn weg und auf den Fotos sieht das aus, als ob ich sein Gesicht beim Küssen festhalte. Das war eine Sache von drei Sekunden, aber daraufhin wurde uns gleich eine Affäre angedichtet.

sueddeutsche.de: Muss man sich als Künstler verstellen, um nicht so angreifbar zu sein?

Avelon: Ja, das tut man teilweise auch im Privatleben, um nicht verletzt zu werden. Es ist schon hart, wenn man in den Medien schlecht dargestellt wird, zum Beispiel für seine Arbeit kritisiert wird - auch wenn man sich einbildet, es trifft einen nicht. Man braucht eben gute Freunde und eine Familie, die einem den Rücken stärken, dann hat man auch ein gesundes Selbstbewusstsein. Man kann es nie allen recht machen. Ich arbeite in erster Linie für mich und meine Leidenschaft.

sueddeutsche.de: Diesen Rückhalt hatte Michael Jackson nicht.

Avelon: Sein Vater hat ihn geschlagen, was noch alles vorgefallen ist, wissen wir nicht. Da hat er einen großen Schaden aus seiner Kindheit davongetragen. Er konnte nie er selbst sein. Ich habe immer an ihm gemocht, dass er im Grunde ein Außenseiter war.

sueddeutsche.de: Mögen Sie die generell am liebsten?

Avelon: Die Raucher, die supercoolen Jungs auf dem Pausenhof, die fand ich immer unspannend. Ich mochte lieber die hyperaktiven Pausenclowns und die kreativen Ruhigen. Lieber Johnny Depp als Bushido.

sueddeutsche.de: Waren Sie selbst ein Außenseiter?

Avelon: Ich war weder supercool noch wurde ich ausgestoßen. Ich hatte aber sehr diverse Freundeskreise und wollte mich da nie festlegen.

sueddeutsche.de: In Billy Jean heißt es, seine Mutter habe immer gewarnt, er solle vorsichtig sein, mit wem er sich einlässt. Welchen Tipp hatte Ihre Mutter für Sie?

Avelon: Ich bin Einzelkind und meine Eltern hatten immer viel Angst um mich und haben mich behütet wie ein rohes Ei. Erst waren sie froh, dass ich Leichtathletik als Leistungssport betrieben habe, als ich dort aber meine erste große Liebe kennengelernt habe, waren sie wieder sehr besorgt. So einen definitiven Spruch gab's damals aber nicht. Den gibt es eher heute, obwohl ich jetzt schon 30 bin: "Natalia, bitte, bevor du redest, denk immer zweimal nach." Da ich oft sehr impulsiv reagiere, habe ich mit den Spruch sehr zu Herzen genommen.

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