Süddeutsche Zeitung

"Me Too"-Affäre:Französische Polizei nimmt Regisseur fest

Christophe Ruggia wurde am Dienstagmorgen in Gewahrsam genommen - weil er eine minderjährige Schauspielerin sexuell belästigt haben soll.

Weil er eine minderjährige Schauspielerin sexuell belästigt haben soll, ist der französische Regisseur Christophe Ruggia in Polizeigewahrsam genommen worden. Ruggia, 55, sei am Dienstagmorgen verhaftet worden, bestätigte die Pariser Staatsanwaltschaft. Die französische Schauspielerin Adèle Haenel, 31, hatte dem Regisseur Ende vergangenen Jahres vorgeworfen, während der Dreharbeiten zum Film "Les Diables" ("Kleine Teufel") mehrmals übergriffig geworden zu sein und sie unangemessen angefasst zu haben. Damals war Haenel zwischen zwölf und 15 Jahre alt. Ruggia hatte die Vorwürfe zurückgewiesen.

Der Fall erregte in Frankreich große Aufmerksamkeit. Die Staatsanwaltschaft leitete bereits Ende November Voruntersuchungen wegen des Verdachts des sexuellen Übergriffs gegen eine 15-Jährige ein. Haenel schilderte die Ereignisse, die sich zwischen 2001 und 2004 ereignet haben sollen, in einem Video-Interview mit dem Investigativportal Mediapart. Haenel hat in Frankreich zwei Mal den Filmpreis César gewonnen. Das Video-Interview, in dem Haenel die Übergriffe schildert, wurde öffentlich breit diskutiert. Sie erhielt viel Zuspruch - etwa von den Schauspielerinnen Marion Cotillard oder Julie Gayet.

Kurze Zeit später erhob die französische Verlegerin und Autorin Vanessa Springora in einem Buch Vorwürfe gegen den Schriftsteller Gabriel Matzneff. Springora schreibt von einer Beziehung mit Matzneff in den 1980er-Jahren - damals war sie minderjährig. Auch in diesem Fall ermittelt die Staatsanwaltschaft. Die beiden Fälle haben in Frankreichs Kulturszene ein Beben ausgelöst und eine neue "Me Too"-Debatte angestoßen. Kulturminister Franck Riester sagte, er unterstütze die Opfer.

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Quelle:
SZ vom 15.01.2020 / dpa
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